Mit Respekt

Harri Czepuck ist tot

  • Tom Strohschneider
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Harri Czepuck nach deren Ende auf die DDR zurückblickte, war für ihn nicht zuletzt das an ihrem Untergang mitschuldig, was man das dortige Informationswesen nennen könnte. Harri Czepuck war Teil davon, seine Kritik an den Fehlern war auch eine an sich selbst. Aber dies auszusprechen, hatte er nicht wie andere bis nach der Wende gewartet. Er »machte Ärger, hatte Ärger«, wie es Hermann Kant einmal formulierte, der Czepuck bereits 1948 kennengelernt hatte.

Geboren 1927 in Wrocław, war Harri Czepuck als Achtzehnjähriger der Schlacht von Halbe entkommen. Er kam zunächst in sowjetische, später in polnische Kriegsgefangenschaft, wo er lernte, wie man eine Zeitung macht: »Die Brücke«. 1949 begann er beim »Neuen Deutschland« ein Volontariat, wurde Berlin-Redakteur und ab 1958 der erste Korrespondent der Zeitung in Bonn - wo man ihn zwar nicht wie andere Journalisten zu Teerunden mit Konrad Adenauer einlud, wo man dem »Mann aus der DDR« aber schon bald mit Respekt begegnete, wie sich ein Kollege einmal erinnerte.

Anfang 1966 wurde er stellvertretender Chefredakteur, ein Jahr später auch Vorsitzender des damals noch so genannten Verbandes der Deutschen Journalisten. Kurz bevor dieser 1972 in Verband der Journalisten der DDR umbenannt wurde, geriet Harri Czepuck in Konflikt mit dem damaligen ND-Chefredakteur Joachim Herrmann - und wurde abgesetzt. Zehn Jahre später drängte ihn Herrmann auch beim Journalistenverband zum Rücktritt.

Czepuck wirkte unter anderem am in der DDR erfolgreichen Mehrteiler »Ich - Axel Cäsar Springer« mit, er engagierte sich vor und nach der Wende für die deutsch-polnische Aussöhnung, er schrieb Bücher, die eine große Leserschaft fanden. In der Nacht zum Montag ist Harri Czepuck gestorben.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.