Neuer Schliff für das »Raumschiff«

Der Senat stellte seine Pläne für das Internationale Congress Centrum (ICC) vor

  • Christian Baron
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Dienstag entschied der Senat, dass das ICC künftig als modernes Kongresszentrum fungieren soll. Die Kosten für die zwischen 2018 und 2022 geplante Sanierung werden auf 200 Millionen Euro taxiert.

Ein Gespenst geht um in Berlin - das Gespenst des BER. Vielerlei Mächte des Verwaltungsapparates haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet. Zu der seit Jahren diskutierten Zukunft des Internationalen Congress Centrums (ICC) heißt das: Erst prüfen und planen, dann sanieren und bauen.

Im Roten Rathaus zeigten sich am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne des schwarz-roten Senats zur künftigen Gebäudenutzung zwei Senatoren bemüht, jeglicher Kritik am großzügig bemessenen Zeitplan zum Vorgehen den Wind aus den Segeln zu nehmen: »Einfach drauf los bauen und dann mal schauen, das wird uns beim ICC nicht passieren«, stellte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) klar. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) assistierte: »Wir wollen aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen.«

Auf Geisels und Yzers Vorschlag beschloss der Senat die Sanierung und anschließende Mischnutzung jenes Bauwerks, das einst als modernstes Kongresszentrum Europas galt und aufgrund massiver Asbestverseuchung im April vergangenen Jahres nach 35 Jahren geschlossen wurde. 10 000 Quadratmeter, so die Erklärung des Senats, sollen »als flexibel nutzbare Kongressfläche ertüchtigt werden, die übrigen Gebäudeteile sollen dann an private Investoren vermarktet werden«. Weitere 30 000 Quadratmeter will man für die Nutzung durch Hotel-, Gastronomie- oder Einzelhandelsbetriebe flott machen. Dazu stehen zunächst die Entfernung der Schadstoffe und eine Herrichtung der Gebäudetechnik an. Über die Nachnutzung der übrigen Gebäudeteile wolle man weiter nachdenken.

Drei Millionen Euro aus dem Doppelhaushalt 2016/17 und weitere 197 Millionen Euro in der Mittelfristigen Finanzplanung ab 2018 veranschlagt der Senat für Sanierung und Instandsetzung. Weitere 300 Millionen Euro, die als Investitionsbedarf berechnet wurden, sollen durch private Investoren unter Einbeziehung von Fördermitteln eingeholt werden.

Dass es sich bei dieser Agenda mit einer Sanierung von 2018 bis 2022 um eine gezielte Verschiebung der Umsetzung auf die Zeit nach der Abgeordnetenhauswahl 2016 handelt, mit der sich dann die nächste Regierung neu herumschlagen dürfe, widersprach insbesondere Yzer vehement: »Wir haben veranlasst, dass das Bedarfsprogramm mit der Denkmalschutzprüfung bis Frühsommer 2016 aktualisiert sein muss«, erklärte die Juristin. Früher sei es nicht möglich, Bauplanungsunterlagen zu erstellen.

An den 10 000 Quadratmetern Kongressfläche, ergänzte Geisel, wolle man auch festhalten, falls sich nicht ausreichend private Interessenten für den restlichen, dann sanierten, Bereich finden sollten: »Das ICC ist von großer architektonischer Bedeutung. Warum sollten wir abschließen und den Schlüssel wegwerfen, wenn wir eine wachsende Nachfrage am Kongressstandort Berlin feststellen?«

Mit dem Bekenntnis des Senats zum ICC und der nun erfolgten Entscheidung geht eine lange Debatte um das von den Berlinern wegen seines futuristischen Designs auch »Raumschiff« genannte Gebäude zu Ende, die vom Bau eines Hotelhochhauses bis zu Abrissforderungen reichte. Nun scheint man sich sicher zu sein, den rechten Weg gefunden zu haben. Mögen die Senatsvertreter auch vor neuerlichen Komplikationen zittern: Sie haben viel mehr zu verlieren als ihren Ruf. Sie haben Vertrauen zurückzugewinnen.

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