2015 - das Jahr der Entwicklung?
Gipfel von Addis Abeba über New York nach Paris
Von Addis Abeba, Sitz der Afrikanischen Union und heimliche Hauptstadt Afrikas, sind es nur rund 70 Kilometer nach Norden bis zur Region Wajjuu. Einst eine blühende Landschaft Äthiopiens mit zwei Ernten im Jahr, ist das Gebiet heute aufgrund des Wasserentzuges durch die stets durstige Millionenmetropole und durch den Klimawandel eine Trockensteppe geworden mit verdorrten Dornbüschen und nur vereinzelten Bäumen. Die dort mühsam von der Arbeit ihrer Hände lebenden Bauern und ihre Familien stehen mehr und mehr vor der Alternative zu hungern oder in die städtischen Slums abzuwandern.
Für die hochrangigen Delegierten, die im modernen Kongress-Center von Addis eine Woche lang nach Finanzierungsmöglichkeiten einer intensivierten Entwicklungszusammenarbeit zwischen Nord und Süd suchen, wäre Wajjuu bestes Anschauungsmaterial. Die jetzige Konferenz muss nun das Finanzpodest für die Regierungschefs und Minister schaffen, die im September bei der UNO-Vollversammlung in New York die Suche nach neuen Wegen aus der Armut und Unterentwicklung diskutieren wollen. Ohne Geld bliebe dies ein Papiertiger aus zahllosen Tonnen von Konferenzunterlagen.
Was zu tun ist, könnten die Delegierten schon bei einem Tagesausflug nach Wajjuu leicht ermitteln. Es mangelt nämlich an fast allem - von der Grundschule bis zur Wasserstelle. Etwa acht Kilometer weit müssen die Frauen ihre Plastikbehälter mit kontaminiertem Wasser schleppen.
Auf der New Yorker Agenda mit den 17 wichtigsten Zielen, den sogenannten SDG, die bis zum Jahr 2030 Wirklichkeit werden sollen, steht der Zugang zu sauberem Trinkwasser ganz oben. Hängt doch von dessen Qualität die Gesundheit vor allem der Kinder im Süden ab. Die acht Millenniumsziele hatten zwischen 2000 und 2015 den Maßstab für den menschlichen Fortschritt weltweit gelegt - von der Halbierung der Zahl der absolut Armen (weniger als 1,25 Dollar pro Tag) bis zur Eindämmung der Kindersterblichkeit. Hinzu kommen nun vor allem ökologische und ökonomische Ziele.
Das führt direkt zum dritten Großereignis im Entwicklungsjahr 2015 - dem Klimagipfel im Dezember in Paris. Immer deutlicher wird dabei der enge Zusammenhang zwischen Armut, Krankheit und Umwelt- beziehungsweise Luftverschmutzung.
Entwicklungsorganisationen sehen die Glaubwürdigkeit der Regierungen gefordert. »Auf der Konferenz wird entschieden, wie viel der Welt globale Gerechtigkeit wert ist«, sagte Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Entwicklungspolitik. Denn aus den Ankündigungen der Vorgängerkonferenzen in Monterrey 2002 und Doha 2008 ist allzu wenig geworden.
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