Affen-Rufe im WM-Stadion

Hajo Obuchoff über rassistische Ausfälle in Russlands Fußball

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.

Saisonauftakt der russischen Premier Liga: In Moskau treffen am vergangenen Sonnabend die Mannschaften MFK Spartak und FK Ufa aufeinander. Eine halbe Stunde ist vergangen als Emmanuel Frimpong, Nationalspieler Ghanas in Diensten von Ufa, an der gegnerischen Eckfahne einen Spartakspieler foult. Klar, die üblichen Zuschauerproteste, aber der Ghanaer hört auch den Ruf »Affe, Affe« und zeigt spontan die sogenannte Effenberg-Geste, also den Mittelfinger, in Richtung Spartak-Kurve. Der Schiedsrichter zeigt ihm daraufhin Rot.

»Es hätte nicht passieren sollen, aber auch ich bin nur ein menschliches Wesen«, sagt später der reuige Spieler und fügte hinzu, dass es lediglich eine Person gewesen sei, die ihn rassistisch beleidigt hätte. Ansonsten wären die Spartakfans Klasse.

Russlands Sportminister Mutko will nicht einmal diese Einschränkung des Rassismusvorwurfs gelten lassen: »Das Spiel wurde im Fernsehen übertragen. Alle haben gesehen, was passiert ist. Sie haben jemanden aus dem Spiel genommen, und dann kann er erzählen, was er will.«

Also alles Lüge. Der Minister, zugleich Chef des russischen WM-Komitees, Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee und Freund von FIFA-Chef Joseph Blatter, fürchtet wohl, dass vor der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die WM 2018 am kommenden Sonnabend in St. Petersburg ein neuer Schatten auf die pompös geplante Veranstaltung fallen könnte.

Indes abgesehen von den Korruptionsvorwürfen zur Vergabe der WM 2018 an Russland sind die mehr als 200 Einzelfälle, die die von der UEFA anerkannte Anti-Rassismus-Organisation FARE in Russland in den vergangenen Spielzeiten gezählt hatte, schon bezeichnend. Zu den beleidigten Spielern gehörten unter anderen Ex-Herthaner Christopher Samba und die Brasilianer Hulk und Roberto Carlos. Yaya Touré von Manchester City drohte mit WM-Boykott, nachdem er im Champions-League-Spiel bei ZSKA Moskau beleidigt worden war. Der Frimpong-Fall laut Mutko ein Einzelfall: »Ich denke nicht, dass es sich lohnt, diese Episode zu einem großen Skandal aufzubauschen.« Für den Sportminister gehört Rassismus augenscheinlich zum russischen Fußball dazu.

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