Kaufpreise steigen trotz Mietpreisbremse

Spitzenverband der Wohnungswirtschaft fordert mehr Geld für sozialen Wohnungsbau

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Eigentumswohnungen in Deutschland sind zuletzt deutlich teurer geworden. Dennoch dürfen Immobilieneigentümer mit weiteren Wertsteigerungen rechnen. Die Zeche zahlen letztlich die Mieter.

Der Kauf einer Wohnung lohnt sich in Hamburg besonders. Klar im Aufwind sind die Immobilienpreise auch in süddeutschen Metropolen wie München oder in wachsenden Städten wie Oldenburg oder Bonn. Sogar die Provinz steht nicht überall im Abseits: Gleich neun bayerische Landkreise schaffen es in die Top Ten der besten Wertsteigerungen. Das geht aus einer Studie der Postbank hervor. Ganz oben steht Hamburg, das »in den letzten Jahren immer weiter an Attraktivität gewonnen hat«, erklärt Dieter Pfeiffenberger, Immobilienvorstand der Postbank. Berlin belegt dagegen nur den 26. Platz. Noch »angespannter« ist die Situation in den neuen Bundesländern.

Mieter könnte die Entwicklung der Immobilienpreise eigentlich kalt lassen - würden diese nicht über kurz oder lang auf die Mieten durchschlagen. In einer Großstadt wie Hamburg dominiert der Markt für Eigentumswohnungen. »Jeder zweite Grundstücksverkauf betrifft eine Eigentumswohnung«, erklärt ein Sprecher des Immobiliendienstleisters Stöben Wittlinger. Die Nachfrage sei weiterhin groß und die Preise stiegen daher immer stärker: Kostete eine einfache Altbauwohnung von 80 Quadratmetern 2004 noch 150 000 Euro, waren es zehn Jahre später bereits 259 000 Euro. Wie bei Mietwohnungen wird weniger potenten Kaufinteressenten daher von den Vertretern angeraten, in Richtung Cityrand oder in die Umlandgemeinden auszuweichen. Eine Folge: In Regionalzentren wie Heidelberg oder Freiburg nimmt der Pendlerverkehr drastisch zu.

Dabei erleichtern die niedrigen Zinssätze die Finanzierung für Selbstnutzer. Und heizen die Kauflust derjenigen an, die nach Rendite jagen. Käufer von Eigentumswohnungen und Häusern haben laut Postbank sehr gute Chancen, dass ihre Immobilien sogar bis zum Jahr 2030 erheblich an Wert gewinnen. In der Hälfte der 402 deutschen Kreise und Städte können Haus- oder Wohnungsbesitzer davon ausgehen, die eigene Immobilie später mit deutlichem Gewinn verkaufen zu können. In einem weiteren Viertel finden Eigentümer gute Bedingungen für eine stabile Wertentwicklung.

Doch das sind Prognosen. Zurück zum Heute: Ein zunehmender Anteil der gekauften Eigentumswohnungen sind Investitionen und werden vermietet. So schlägt der steigende Kaufpreis direkt auf die Mieten durch. Davon betroffen sind auch kleinere Ferienorte: In Westerland auf Sylt, Oberhof am Rennsteig oder Hinterzarten im Schwarzwald klagen Einheimische über horrende Preise. Eine schlechte Nachricht für Touristen. Und dem Nachwuchs wird es schwer gemacht, dort wohnen zu bleiben.

Ein weiterer Grund für die gestiegenen Preise ist die Verknappung von Grundstücken. Preistreibend wirken zudem rechtliche Vorgaben wie die Energieeinsparverordnung oder zum Bau von Fahrradstellplätzen. Anderseits scheint die umstrittene Mietpreisbremse dämpfend zu wirken. Denn mit dem Inkrafttreten des Gesetzes im Juni sind die Angebotsmieten in Berlin um drei Prozent gesunken, analysierte das Immobilienportal ImmobilienScout24 im Juli.

Um den Markt zu bremsen, dürfte das nicht ausreichen. Dort wo Häuser und Wohnungen knapp sind, werden die Preise und damit die Mieten weiter rasant steigen. Dort wo Leerstand herrscht, wie in weiten Teilen des Ostens oder im Saarland, könnten die Mieten sogar sinken. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW fordert von der Bundesregierung ein Drei-Milliarden-Euro-Programm, mit dem ein fünfjähriges Förderprogramm für 100 000 neue Wohnungen finanziert werden soll. Auch die Rahmenbedingungen für bezahlbaren Wohnungsneubau in den »Hotspots des Landes« müssten dringend verbessert werden, sagt der frühere Hamburger Wirtschaftssenator und heutige GdW-Präsident Axel Gedaschko (CDU). Eine stärkere Förderung des sozialen Wohnungsbaus sei nötig, um Mieten für Normalverdiener bezahlbar zu machen.

Ob sich eine Immobilienblase abzeichnet, wie sie 2007/2008 in den USA zur Finanzkrise beitrug, ist umstritten. Michael Schlecht, Chefvolkswirt der Linksfraktion im Bundestag, bleibt gegenüber »nd« skeptisch: »Eine Blase in dem Sinne, dass hier absehbar der Immobilienmarkt in sich eruptiv zusammenbrechen wird, kann ich bisher nicht sehen.«

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