Die Smartphone-Karawane zieht nach Indien
China wird für Handy-Hersteller zu teuer. Doch auch der große Markt auf dem Subkontinent lockt
Terry Gou wiederholt derzeit bei jeder Gelegenheit, sein Unternehmen Foxconn könne bis 2020 rund 2,17 Milliarden Dollar in Indien investieren und zwölf Fabriken dort errichten. Dadurch würden rund eine Million Arbeitsplätze geschaffen werden - fast so viele, wie der wichtigste Auftragsfertiger von Apple derzeit in China beschäftigt.
Foxconn sowie viele andere Unternehmen beklagen sich schon länger über steigende Lohnkosten. Immer wieder kündigte das taiwanesische Unternehmen an, einen Großteil der Arbeiter durch Roboter zu ersetzen, und investierte dafür kräftig in die Forschung. Doch nun will man die Kosten offenbar auf anderem Wege senken und die vergleichsweise günstigen Inder Geräte zusammenschrauben lassen. Außerdem wird der Subkontinent als Absatzmarkt interessant. »China war der Motor des Smartphone-Marktes in den vergangenen Jahren, aber dieser kühlt jetzt ab«, sagt Linda Sui vom Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics. »In Indien wird es die nächste große Wachstumswelle geben.«
2014 wurden in Indien rund 80 Millionen der internetfähigen Mobiltelefone verkauft, 2017 sollen es mehr als doppelt so viele sein. Dann könnte das Schwellenland die USA als zweitgrößten Smartphone-Markt ablösen. Entsprechend orientieren sich die Hersteller um, das gilt vor allem für chinesische: »Der wichtigste Markt für uns 2015 ist Indien«, sagt Xiaomi-Gründer Lei Jun. »Wir wollen eine indische Firma werden.« Xiaomi feierte in den vergangenen Jahren in China mit seinen günstigen, aber anspruchsvollen Produkten große Erfolge. Doch nun spürt man ein Ende des Aufschwungs.
Indien scheint der perfekte Ersatz zu sein: ein großer Markt, in dem der überwiegende Teil der Kundschaft auf niedrige Preise achten muss. 40 Prozent aller Mobiltelefone gehen für unter 100 Dollar über die Theke.
In kürzester Zeit haben die Chinesen ihren Marktanteil auf zwölf Prozent gesteigert. Groß im Geschäft sind auch indische Billighersteller wie Micromax oder Intex. Deren Android-Smartphones sind den Bedürfnissen der Inder angepasst: Extra große Akkus und längere Laufzeiten sind bei der unzuverlässigen Stromversorgung in Indien ein wichtiges Plus.
Apple kommt hier erst auf zwei Prozent Marktanteil - für die meisten Inder ist das iPhone einfach zu teuer. Foxconn will deshalb in Indien eher für andere Marken produzieren. Allerdings nimmt auch Apple Indien zunehmend ernst: Das iPhone 6 wurde hier zeitgleich mit den anderen wichtigen Märkten eingeführt.
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