Zahl der Angriffe auf Asyl-Unterkünfte stark gestiegen

Innenministerium: Viel rechtsextreme Gewalt in Brandenburg und Berlin / In Nordrhein-Westfalen stärkster Anstieg von Neonazi-Übergriffen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Übergriffe von Rechtsradikalen auf Asyl- und Flüchtlingsunterkünfte sind im ersten Halbjahr 2015 stark gestiegen. Das Bundesinnenministerium veröffentlichte am Donnerstag in Berlin aktuelle Zahlen, wonach es im ersten Halbjahr zu 202 Delikten gekommen ist. Für 173 dieser Übergriffe seien rechtsextreme Täter verantwortlich, erklärte das Ministerium. Der Hintergrund weiterer 26 Taten habe bisher nicht zugeordnet werden können. 22 der 173 Angriffe waren Gewaltdelikte.

Damit ist die Zahl der Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres so hoch wie im ganzen vergangenen Jahr. 2014 waren 175 rechtsextrem motivierte Taten gemeldet worden, davon 26 Gewaltdelikte sowie 23 weitere Übergriffe mit ungeklärtem Hintergrund. Im Jahr 2013 gab es 58 Übergriffe aus der rechten Szene gegen Asylbewerberheime, davon neun gewalttätige.

Die bundesweiten Zahlen für das erste Halbjahr 2015 berücksichtigen den Angaben zufolge alle Angaben der Länder bis zum 6. Juli. Das Ministerium verwies darauf, dass sich die Zahlen aufs Jahr gesehen durch spätere Meldungen noch ändern können. Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine zentrale Stelle beim Bundeskriminalamt, die die Meldungen aus den Ländern sowie den Informationsaustausch über die Gefährdungslage koordiniert.

Viel rechtsextreme Gewalt in Brandenburg und Berlin

Eine Statistik des Bundesinnenministeriums gibt darüber hinaus Aufschluss über das Risiko, Opfer eines Neonazi-Überfalls zu werden. Demnach ist das Risiko in der Region Berlin-Brandenburg statistisch gesehen so groß wie in keinem anderen Bundesland. Nach der Statistik kamen dort im vergangenen Jahr auf 100.000 Einwohner rein rechnerisch 2,98 rechtsextreme Gewalttaten. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der LINKEN hervor, über die zuerst die Berliner »Tageszeitung« (Donnerstag) berichtet hatte. Demnach rangiert Brandenburg vor Berlin (2,81), Thüringen (2,27) und Mecklenburg-Vorpommern (2,19).

Den deutlichsten Zuwachs verzeichnete allerdings Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der rechtsextremen Übergriffe je 100.000 Einwohner im Vergleich zu 2013 von 1,09 auf 2,11 kletterte. NRW liegt damit vor Sachsen und Sachsen-Anhalt, das die Statistik im Jahr zuvor noch angeführt hatte. Aus den Zahlen geht allerdings nicht hervor, ob die Verschiebungen tatsächlich auf Veränderungen in der rechtsextremen Szene zurückzuführen sind oder auf eine veränderte Einstufung einzelner Taten in den Länderstatistiken. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.