Schlamperei und laxe Kontrollen
Das riesige Industrie- und Handelszentrum Tianjin-Binhai, in der die Katastrophe geschah, liegt rund 140 Kilometer südöstlich von Chinas Hauptstadt Peking. Hier ist vor allen Dingen chemische Industrie angesiedelt. Nicht das erste Mal passiert im Land ein solches Unglück. Ursache sind oft mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen und laxe Kontrollen durch die Behörden, obwohl überall in dem Riesenland Losungen prangen, die verheißen, dass Qualität und Sicherheit an erster Stelle stehen. Eine Frage werden sich Chinakenner nun zuerst stellen: Wie viel und was wird hier wieder verheimlicht werden?
Es ist kein Geheimnis, dass mit Sicherheitsbestimmungen in der Volksrepublik oft leider zu schlampig umgegangen wird. Es ist ein Wechselspiel. Nicht nur die Chefs, auch Arbeiter mischen hier kräftig mit. Die Wirtschaft boomt an allen Ecken und Enden. Der Erfolg soll sich schnell einstellen, da wird sich lieber auf »Gottes Hilfe« verlassen als zum Beispiel auf einen Arbeitshelm.
Nach dem jüngsten Unglück meldeten sich der Staatspräsident und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Xi Jinping und Ministerpräsident Li Keqiang zu Wort und versprachen Offenheit bei der Aufklärung der verheerenden Katastrophe. Xi Jinping kündigte an, der Vorfall werde »genau untersucht« und die Verantwortlichen würden »streng bestraft«.
Sicher werden nun Bauernopfer präsentiert, um die Öffentlichkeit zu beruhigen. Leitende Mitarbeiter der Logistikfirma, der die Lagerhäuser gehören, wurden bereits festgenommen. Eine Garantie, dass solch eine Katastrophe in Zukunft verhindert wird, ist das noch lange nicht. gk
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.