Eltern wünschen sich mehr Zeit für Kinder
Studie erkennt Trend zu längerer Arbeitszeit
Berlin. Jeder dritte Vater wünscht sich mehr Zeit für Kinder, jeder zweite berufstätige Vater würde seine Arbeitszeit gern reduzieren. Das ist eines der Ergebnisse der Studie »Wie die Zeit vergeht« über die Zeitverwendung in Deutschland, die auf Daten aus den Jahren 2012 und 2013 beruht. Sie wurde am Mittwoch in Berlin vom Statistischen Bundesamt und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) vorgestellt.
Die letzte Studie dieser Art liegt zehn Jahre zurück. Seitdem hat sich einiges verändert - anderes hingegen kaum: Obwohl sich so viele Väter mehr Zeit mit ihren Kindern wünschen, verbringen sie statistisch gesehen doch nur zehn Minuten mehr pro Tag mit ihnen als vor zehn Jahren. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der Studie: Mütter wenden immer noch doppelt so viel Zeit für die Kinderbetreuung auf wie Väter.
In den Daten der Statistiker spiegelt sich aber auch wider, dass sich die Anforderungen an Eltern verändert haben. Im Vergleich zu den Jahren 2001 und 2002 arbeiten Mütter drei und Väter eine halbe Stunde länger im Beruf. Gleichzeitig versuchen sie aber, mehr aktive Zeit mit den Kindern zu verbringen, zu spielen, vorzulesen, Sport zu machen.
Nimmt man die bezahlte und die unbezahlte Arbeit zusammen, arbeiten Frauen im Durchschnitt 70 Prozent ihrer Zeit unbezahlt, 30 Prozent im Beruf. Männer verbringen 62 Prozent mit Erwerbsarbeit und 38 Prozent mit unbezahlter Arbeit. Alles in allem arbeiten Frauen jede Woche eine Stunde länger als Männer.
Das ist die Realität. Bei den Wünschen sieht es anders aus: Ein Drittel der Väter und ein Fünftel der Mütter möchte mehr Zeit für die Kinder haben. Mütter und Väter, die Vollzeit oder fast Vollzeit arbeiten, wünschen sich mehrheitlich, ihr Pensum reduzieren zu können, Mütter auf durchschnittlich 33, Väter auf 38 Stunden. Mütter, die nur wenige Stunden pro Woche berufstätig sind, würden dagegen ihre Arbeitszeit gern erhöhen.
Der Präsident des Statistischen Bundesamts Roderich Egeler erläuterte, es handele sich bei der Erhebung der Zeitverwendung um Durchschnittswerte. Sie wurde vom Familien- und vom Bildungsministerium finanziert. Erhoben wurden Daten von August 2012 bis Juli 2013 in rund 5000 Haushalten mit rund 11 000 Personen.
Freizeit haben die Menschen der Studie zufolge im Durchschnitt genauso viel wie vor zehn Jahren, etwa sechs Stunden pro Tag. Mindestens ein Drittel verbringen sie mit Fernsehen.
Familienministerin Schwesig wertete die Studie in Hinblick auf die Zeitverwendung und die Wünsche von Familien als weiteres Zeichen, dass Frauen und Männer sich Berufs- und Familienarbeit heute partnerschaftlich teilen wollen. Sie sehe es als ihre Aufgabe an, diesen Ausgleich politisch zu unterstützen, sagte sie und kündigte an, die Einführung einer Familienarbeitszeit von rund 30 Wochenstunden für beide Elternteile weiterzuverfolgen. epd/nd
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