Obama lädt Ahmed ein
Ahmed Mohamed, dessen selbst gebastelte Uhr in einer texanischen Schule mit einer Bombe verwechselt wurde, bekommt mächtige Unterstützung. US-Präsident Barack Obama schrieb auf Twitter: »Coole Uhr, Ahmed. Willst Du sie ins Weiße Haus bringen?« Der Fall des dunkelhäutigen und muslimischen Jungen wurde am Mittwoch zum Politikum (siehe »nd« vom 17.9.). Der Neuntklässler war am Montag im texanischen Irving aus dem Unterricht heraus von der Polizei abgeführt und verhört worden, weil seine Lehrerin die aus mehreren Drähten und Schaltteilen zusammengebaute Uhr für eine Bombe gehalten hatte.
»Wir sollten mehr Kinder wie Dich dazu bringen, Wissenschaft zu mögen«, twitterte Obama nun am Mittwoch. »Es ist das, was Amerika groß macht.« Die Bauteile der Uhr hatten aus Ahmeds Schulranzen geragt, und die Uhr hatte während der Stunde gepiept. Die Beteuerungen des Jungen waren vergebens. Er wurde abgeführt, von sechs Polizisten vernommen, ihm wurden Fingerabdrücke abgenommen, und er wurde stundenlang festgehalten. Irvings Polizeichef Larry Boyd sagte in einer Pressekonferenz am Donnerstag, Ahmed habe keine Konsequenzen zu befürchten. Er fügte hinzu: »Wir leben in einer Zeit, in der man so etwas einfach nicht mit zur Schule nehmen kann.« Die Polizei habe unabhängig von der Religion des Jungen gehandelt. »Natürlich« sei diese Uhr verdächtig gewesen, sagte Boyd. Die Handschellen hätten der Sicherheit des Jungen und der Polizisten gedient.
Die Angst vor Terror und Anschlägen nimmt in den USA mitunter extreme Züge an. Fast jede Schule hat ein festes Ablaufprotokoll für Zwischenfälle. »Wir haben quer durch das Land so entsetzliche Dinge an unseren Schulen gesehen, dass wir lieber auf Nummer sicher gehen«, sagte Boyd. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, Ahmeds Arrest sei ein lehrreicher Moment für das ganze Land. »Wir müssen uns ein paar schwierige und bohrende Fragen stellen«, falls Ahmed doch wegen seines muslimischen Hintergrunds arrestiert worden sei. Das Weiße Haus freue sich, Ahmed zu seiner baldigen Astronomienacht einzuladen. Dort verbringen Astronauten und Wissenschaftler Zeit mit jungen Menschen.
Ahmeds vor Jahren aus dem Sudan eingewanderter Vater sagte: »Ahmed möchte gute Sachen für die Menschen erfinden. Aber weil er Mohamed heißt und auch wegen des 11. Septembers ist er schlecht behandelt worden.« Ahmed durfte drei Tage lang nicht zur Schule gehen. Er habe geschworen, nie wieder eine Erfindung mit zur Schule zu nehmen. dpa/nd
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