»Ich fühle mich selber betrogen«
VW-USA-Chef Michael Horn entschuldigte sich im US-Kongress für den Abgas-Skandal und wurde dann »gegrillt«
Die Betrügereien des VW-Konzerns bei Dieselabgasen beschäftigt längst die Politik, zumindest in den USA. Vor dem Kongress-Unterausschuss für Energie und Handel musste Michael Horn, Präsident von Volkswagen America, in einer zweistündigen Befragung Rede und Antwort stehen. Die Stimmung war zu Beginn erstaunlich entspannt. Der Ausschussvorsitzende Tim Murphy, Republikaner aus Pennsylvania, erzählte fast schwärmerisch von seinem ersten eigenen Auto, einem »Beetle« (VW Käfer). Dieses sei robust gewesen, er habe es auseinandernehmen und zusammenbauen können. Nicht nur er habe damals Vertrauen in die Marke VW gehabt. Dieses sei nun aber beschädigt, sagte Murphy und verlas einen langen Katalog von Fragen an Volkswagen America. Als Zeichen ihrer »Überparteilichkeit« sagte danach auch die Demokratin Dina DeGette, dass sie einen roten Käfer von ihrer Oma geerbt habe und mit diesem sehr zufrieden gewesen sei.
Dann war aber Schluss mit lustig: Der oberste VW-Manager in den Vereinigten Staaten wurde vereidigt und dann zwei Stunden lang »gegrillt«: »Was wussten Sie und wann«, fragte der republikanische Abgeordnete Fred Upton aus Michigan, dem Zentrum der US-Autoindustrie. »Und warum hat der größte Autohersteller der Welt jahrelang so etwas getan?« Es sei »Zeit, dass Sie aufklären oder von den Straßen verschwinden«, so Upton. »Allein der Gedanke, dass ein Autohersteller absichtlich unsere Umweltgesetze umgeht, ist einfach unglaublich.«
Horn entschuldigte sich zunächst im Namen des Unternehmens und seiner Kollegen in Deutschland dafür, dass »Volkswagen ein Softwareprogramm benutzt hat, das dazu diente, bei der regulären Schadstoffprüfung zu betrügen«. Er habe nicht geglaubt, dass in der Volkswagen-Gruppe so etwas möglich wäre: »Wir haben das Vertrauen unserer Kunden, Händler und Angestellten gebrochen ebenso wie das der Öffentlichkeit und der Aufsichtsbehörden.«
Horn musste auch zum eigenen Verhalten Stellung nehmen. Offenbar wusste er bereits über ein Jahr, bevor VW America am 3. September 2015 die Manipulationen von Dieselfahrzeugen gegenüber der US-Umweltschutzbehörde EPA offiziell eingestand, von Unregelmäßigkeiten. Seine Mitarbeiter hätten ihm im Frühjahr 2014 mitgeteilt, dass Dieselmodelle von VW laut einer Studie der Universität von West Virginia im Straßenverkehr erheblich mehr Schadstoffe ausstießen als bei den Zulassungstests. Die Ingenieure würden das aber in den Griff bekommen. Von den gezielten Manipulationen, beteuerte Horn weiter, und den »Abschalteinrichtungen« habe er aber erst kurz vor dem 3. September erfahren. Er habe die Hinweise ein Jahr zuvor nicht richtig verstanden, denn er sei kein Ingenieur: »Ich fühle mich selber betrogen, genauso wie meine Kollegen.«
Wegen den Manipulationen drohen in den USA milliardenschwere Bußgelder. »Wir wollen den wirtschaftlichen Vorteil von VW feststellen und dann die entsprechende Strafhöhe festlegen«, erläuterte Christopher Grundler, Direktor des EPA-Bereichs Transport und Luftreinhaltung.
Neben der Bundesbehörde stehen auch Staaten in den Startlöchern. Als erster hat am Donnerstag Texas Klage gegen VW und Audi wegen Verstoßes gegen Verbraucherschutz- und Umweltgesetze eingereicht.
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