Einstieg mit Sicherheit
Versicherungen für Berufsanfänger
Jugendliche wissen zu wenig über Wirtschaft. Wie funktioniert ein Konzern? Warum gibt es Millionen Arbeitslose? Welche Versicherung brauche ich? Die Wirtschaftsbildung ist schon lange wichtig, heute aber ist sie elementar!
Die jungen Leute erwarten gerade von der Schule und auch von den Medien mehr Wirtschaftsbildung. Für ein eigenes Schulfach plädieren sogar mehr als 70 Prozent. Von ihren Eltern erwarten hingegen nur wenige Unterstützung. Dabei kommen nach Schule, Berufsausbildung oder Studium viele neue Herausforderungen auf junge Menschen zu. Auch in Finanzdingen müssen Berufsanfänger Entscheidungen treffen - oft mit weitreichenden Folgen. Deshalb sollten Geldanlagen und finanzielle Vorsorge sorgfältig durchdacht und geplant werden.
»Wir haben häufig Anfragen von Verbrauchern zwischen 20 und 30 Jahren«, sagt Kerstin Reinsperger von der Verbraucherzentrale Dresden. Dabei gehe es oft um passende Finanzprodukte, etwa für einen Autokauf oder die Einrichtung der ersten Wohnung. »Oftmals liegen auch schon Versicherungs- oder Sparangebote vor.« Hier gilt zunächst: Risikovorsorge geht vor Sparen.
Daher sollten Berufsanfänger sich ein Finanzpolster für Notfälle schaffen. Für unerwartete Ausgaben, wie den Kauf einer neuen Waschmaschine, sollten sie schnell verfügbare und sichere Rücklagen bilden. Faustregel: Zwei bis drei Monatsnettogehälter. Für den »Notgroschen« eignen sich Sparkonten und Tagesgeldkonten. Angebote vergleichen lohnt sich.
Zur finanziellen Vorsorge gehören eine (teure) Berufsunfähigkeitsversicherung und insbesondere eine private Haftpflichtversicherung. Erstere sichert Berufsanfänger finanziell ab, falls sie ihren Beruf wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr ausüben können. Letztere bewahrt vor Schadenersatzansprüchen, für die man sonst mit seinem privaten Vermögen haften müsste und die im Extremfall die finanzielle Existenz ruinieren könnten. »Deshalb empfehlen wir für jeden eine Privathaftpflichtversicherung«, sagt Kerstin Reinsperger. Dabei sollte der eventuell vorhandene Versicherungsschutz über die Verträge der Eltern überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.
480-Euro-Geschenk vom Chef
In den ersten Jahren sollten Berufsanfänger sich nicht vorschnell an langfristige und oft kostspielige Verträge wie Kapitallebensversicherungen binden. Erste Wahl sind stattdessen Vermögenswirksame Leistungen (VL). Ein großes Vermögen lässt sich mit ihnen zwar nicht machen. Aber verschenken sollten Berufsanfänger - die Mehrzahl tut dies immer noch, wie Gewerkschafter berichten - das Extrageld vom Chef auf keinen Fall.
Je nach Tarifvertrag übernimmt der Arbeitgeber einen Teil oder sogar die gesamte VL-Sparrate von bis zu 40 Euro im Monat (also 480 Euro im Jahr). Anlagemöglichkeiten für VL-Sparverträge gibt es viele: Banksparpläne, Bausparverträge oder Unternehmensbeteiligungen - etwa über Aktienfonds. Letztere bieten erfahrungsgemäß auf lange Sicht die besten Renditechancen, unterliegen aber Wertschwankungen.
Wer möchte, kann seine VL-Leistungen für die betriebliche Altersvorsorge nutzen. Auch darüber sollten Berufsanfänger nachdenken. Jeder Arbeitnehmer kann bestimmen, dass von seinem Gehalt ein bestimmter Teil steuerfrei und ohne Abzug von Sozialbeiträgen für eine betriebliche Altersversorgung genutzt wird.
Wichtig: Den Arbeitgeber beizeiten ansprechen, falls er von sich aus keine solche Altersversorgung anbietet.
Bis zur Rente ist es zwar noch lange hin. Trotzdem sollten sich Berufsanfänger erste Gedanken über ihre persönliche Altersvorsorge machen. Eine Riester-Rente kann sinnvoll sein. Sie wird staatlich gefördert. Allerdings ist die staatliche Förderung kein Gütesiegel für das Produkt. Wer unter 25 Jahre alt ist, kann sich bei Vertragsabschluss zudem über einen einmaligen Bonus von 200 Euro freuen. Neben der möglichen Rendite sollten man die Kosten beachten und sich nicht zum Abschluss drängen lassen.
Bevor es jedoch zum Sparen kommt, sollten vorerst noch eventuelle Schulden abgebaut werden. »Wenn also der Pkw-Kredit noch nicht abbezahlt ist, macht etwa ein Sparvertrag mit einem niedrigeren Zins als der Kreditzins keinen Sinn«, rät Finanzexpertin Reinsperger allen Berufsanfängern.
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