Eine Statistik, zwei Auslegungen
Wie sauber sind Sachsens Gewässer nun wirklich?
Dresden. In Sachsen ist man uneins über die Gewässergüte. Das Umweltministerium in Dresden konstatierte am Mittwoch einen deutlich verbesserten Zustand der Gewässer seit dem Jahr 1990. Nur ein Detail trübte die Bilanz: Den von der Europäischen Union geforderten »guten« Zustand erreichen die meisten in der Gesamtwertung noch nicht.
Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) hob dennoch die positiven Aspekte hervor: »Schaumkronen durch Industrieabwässer, praktisch tote Bäche und Flüsse ohne einen einzigen Fisch oder ganze Großstädte wie Dresden, deren Abwässer ungeklärt in den nächsten Fluss gelangen - das alles gehört lange der Vergangenheit an.«
Ganz anders fiel die Beurteilung der Grünen aus. Sie rückten in den Fokus, dass 96 Prozent der Flüsse und Seen in Sachsen bis Ende dieses Jahres nicht den bis dahin von der EU geforderten ökologischen Zustand erreichten werden. »Sachsen kommt in punkto Wasserqualität nicht entscheidend voran«, erklärte der Abgeordnete Wolfram Günther: »Im Jahre 2011 verkündete die Staatsregierung noch, dass bis Ende 2015 zumindest 73 der natürlichen Oberflächengewässer den guten ökologischen Zustand erreichen sollen. Aktuell haben aber nur 20 diese Wasserqualität.«
Minister Schmidt führt bisherige Verbesserungen auf das Bemühen um Verringerung der Stoffeinträge in Gewässer zurück. So seien im Freistaat Sachsen seit dem Jahr 1990 sieben Milliarden Euro in die Abwasserentsorgung investiert worden. »Dass der Zustand der Gewässer nach den fachlichen Kriterien der EU trotzdem noch nicht als ›gut‹ gilt, liegt am ganzheitlichen Ansatz der Wasserrahmenrichtlinie und an immer strengeren Zielen«, erklärte der Umweltminister. Nur wenn ausnahmslos jeder einzelne der zahlreichen chemischen und ökologischen Parameter mindestens mit »gut« bewertet werde, gelte auch der Zustand des Gewässers insgesamt als »gut«.
Die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Gemeinschaft trat Ende 2000 in Kraft. Damit übernahmen die Mitgliedsstaaten erstmals auch eine grenzüberschreitende Verantwortung für ihre Gewässer. dpa/nd
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