Stoff für gute Horrorfilme

Elmar Wigand über Freitag den 13. und eine Kampagne gegen KiK

  • Elmar Wigand
  • Lesedauer: 2 Min.

An einem Freitag, den 13. sollte man nicht zu schnell arbeiten, keine wichtigen Geschäfte abwickeln. Eine Initiative aus Gewerkschaftern, Journalisten und Arbeitsrechtlern hat sich vorgenommen, den augenzwinkernden Aberglauben in der deutschen Arbeitswelt rund um Freitag den 13. zu nutzen. Der Termin soll als Widerstandstag gegen Horrorjobs und Anwälte des Schreckens etabliert werden.

Am diesem Freitag finden darum Proteste vor KiK-Filialen an rund 30 Orten statt. Im Zentrallager des Textildiscounters im nordrhein-westfälischen Bönen kämpfen die Beschäftigten seit einem Jahr für einen Tarifvertrag. Die Kanzlei Schreiner + Partner überzieht dort ein Betriebsratsmitglied mit Kündigungsversuchen und über einem Dutzend Abmahnungen. Ziel ist die Einschüchterung der Belegschaft.

Während der Horror durch Anwälte wie Dirk Schreiner und Helmut Naujoks ab 2001 einsetzte, wurde der Freitag, der 13. erstmals 1957 in einer Glosse der FAZ erwähnt. Den Boden bereitet hatte dem Aberglauben ein Bestseller der 1950er Jahre: »Das 6. und 7. Buch Mosis«, eine krude Spukschwarte. Der Augsburger Volkskundler Stefan Bachter schrieb 2007 für die Zeitschrift »Skeptiker« den maßgeblichen Fachartikel zum Phänomen Freitag, der 13. Er geht davon aus, das der Aberglaube über den Atlantik kam. In den USA und England ist der Schwarze Freitag bereits seit dem 11. Mai 1866 mit spektakulären Börsencrashs verbunden. Damals löste eine Bankenpleite Panik in London aus. Freitag der 13. - also die Steigerung des Schwarzen Freitags, Pechtag trifft Pechzahl - hatte seine Premiere im Mai 1927, als die Wall Street einbrach, ein Vorbeben des Börsencrashs von 1929.

Wenn man Milliardär ist wie Karl-Erivan Haub, dem die Tengelmann-Gruppe und KiK gehören, hat man vermutlich mehr Angst vor Schwarzen Freitagen als eine Näherin in Bangladesch oder ein Staplerfahrer in Bönen. Haubs Reichtum wird auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt, besteht indes nicht nicht aus Goldtalern in einem überquellenden Speicher, sondern aus jener rätselhaften Angelegenheit namens Kapital, also aus abstrakten Beteiligungen an konkreten Firmen wie KiK. Wenn Haubs Arbeiter aufhören zu arbeiten und Haubs Kunden aufhören zu kaufen, dann zerplatzt sein Kapital.

Unternehmer wie er rechnen vermutlich nicht damit, dass die deutsche Gewerkschaftsbewegung in absehbarer Zeit auf die Füße kommt. Schon gar nicht rechnen sie mit einer Boykottbewegung aus der Mitte der arbeitenden Bevölkerung. Genau diese Mischung aus Arglosigkeit und Überheblichkeit ist der Ausgangspunkt guter Horrorfilme. Außerdem ist zu beachten: Totgesagte leben länger. Und Untote können nicht sterben.

Der Autor ist Mitbegründer des Internetportals und Vereins www.arbeitsunrecht.de.

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