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Von Bitterfeld in die Welt

Thomas Meixner nimmt uns mit auf seine Radtouren

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 3 Min.

Thomas Meixner hat Routine. Weltreiseroutine. Den 1965 in Wolfen Geborenen zog es schon immer raus in die Natur - und raus in die Welt. Mittlerweile ist er eine lokale Berühmtheit. Wenn er auf eine seiner mit »ausgedehnt« nur unzureichend beschriebenen Radtouren geht, wartet schon einmal Täve Schur am Start, und bei der Rückkehr sind Pressekonferenzen mittlerweile obligatorisch. Denn wenn Meixner Rad fährt, geht es schon einmal zu den Olympischen Spielen nach Sydney, um die ganze Welt, nach Wladiwostok oder nach Feuerland.

Thomas Meixner: Amerika mit dem Fahrrad. Abenteuer zwischen Alaska und Feuerland.
Mitteldeutscher Verlag. 288 S. m. Abb., br., 16,95 €.

»Feuerland« - manchmal reicht ein Wort, um Fernweh zu wecken. Dieses Ende der Welt ließ Meixner seit seiner ersten Weltumrundung nicht mehr in Ruhe - »immer wieder musste ich an Feuerland denken«, schreibt er auf der ersten Seite von »Amerika mit dem Fahrrad. Abenteuer zwischen Alaska und Feuerland«. Endgültig lässt sich nicht erklären, was da bei bestimmten Orten an Sehnsucht plötzlich in uns aufflammt, auch Meixner kann es nicht. Er hält sich aber auch nicht lange auf - es gilt, aufs Rad zu steigen und Tausende Kilometer herunterzuspulen.

Wobei Meixner recht wenig über das Fahren an sich schreibt - für Ritzelpuristen, Kilometerstatistiker und Fahrradtechniknerds ist das Tagebuch seiner Fahrt vom äußersten Norden des Kontinents bis an die Südspitze Südamerikas nichts. Das Fahren der Etappen wird eher beiläufig abgehandelt - flugs sind wieder 150 Kilometer weg oder sind es tausend? Weil detaillierte Karten fehlen, fällt es etwas schwer zu folgen, wo sich Meixner und sein Drahtesel, »Nassredin« genannt, gerade befinden. Auch hat man gerade am Beginn des Buches das Gefühl, dass Meixner eigentlich überall schon einmal war - oder wenigstens jemanden kennt. Zumindest die Wildtiere überraschen ihn noch: »Vor zwölf Jahren war ich viele Wochen in Amerika durch die Wildnis des hohen Nordens geradelt und hatte nicht einen einzigen Elch gesehen. Und jetzt innerhalb von zwei Tagen schon sieben Exemplare!«

Meixner, das wird schnell klar, geht es vor allem um die Begegnungen mit Menschen. Weil er sich offen gibt, gelingt es ihm bei den meisten Leuten, denen er unterwegs begegnet, eine Verbindung herzustellen - sie lassen ihn bei sich übernachten, erzählen aus ihrem Leben. Er hat auch einen wachen Blick für die Gegend, die er beschreibt, egal ob er sich auf einem Pow Wow amerikanischer Ureinwohner befindet oder durch die verlassenen Außenbezirke Detroits radelt: »Auf dem Weg nach Süden zog unser Duo rechts und links an Häuserruinen vorbei. Zehntausende Gebäude waren hier von ihren Bewohnern verlassen worden und standen nun leer, dem Verfall preisgegeben. Was ich vorher nur gehört hatte, wurde mir nun in einer apokalyptischen Kulisse vor Augen geführt.«

Und weiter geht es über Kuba nach Südamerika; die Menschen, Berge, Wasserfälle und (nicht immer einfach zu passierenden) Grenzübergänge fliegen vorbei, es ist ein wenig, wie im Tagebuch eines Fremden zu lesen - viele Menschen erleben interessante Geschichten, aber ob sie auch wirklich zu fesseln vermögen? Meixner hat einen guten Blick für den Alltag der Menschen, ihre Geschichten und die Umstände, in denen sie leben - soweit man diesen Blick als Durchreisender hat. Er ist zwar kein Schriftsteller wie Paul Theroux, der mit seiner bissigen und harschen Reiseschriftstellerei zumindest für den Rezensenten Maßstäbe gesetzt hat, doch Meixner geht es auch nicht in erster Linie ums Schreiben, sondern ums Fahren, ums Reisen. Je weiter, je besser; von Bitterfeld mit dem Fahrrad in die ganze Welt.

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