Protest gegen Entlassungen in Dresden

Mitarbeiter des Chipherstellers Globalfoundries gehen auf die Straße / Linkspartei stellt Förderpraxis der Landesregierung infrage

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Berlin. Mit Plakaten, Tröten und Trillerpfeifen haben rund 350 Mitarbeiter des Chipherstellers Globalfoundries in der Dresdner Innenstadt gegen eine geplante Stellenstreichung demonstriert. »Wir sind zufrieden, das ist ein guter Anfang«, sagte Vertrauensmann Ulf Brinkmann von der Industriegewerkschaft IG BCE der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die Mitarbeiter hätten ein »lautstarkes Signal« gesetzt. Das Unternehmen hatte im Oktober angekündigt, bis zu 800 der insgesamt 3.700 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Laut Gewerkschaft stehen inklusive Leiharbeitern und befristet Beschäftigten bis zu 1.300 Jobs auf dem Spiel.

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Linke-Landtagsfraktion, Nico Brünler, warnte davor, dass die freigesetzten Fachkräfte Dresden dauerhaft verloren gehen und der Mikroelektronik-Standort so geschwächt werden könnte. Angesichts des angekündigten Stellenabbaus stellte er die Förderpraxis der Landesregierung infrage. Die Mikroelektronik sei zweifellos eine Schlüsselbranche für den Freistaat. »Es muss aber überlegt werden, ob die Fördergelder bei den großen Unternehmen gut angelegt sind oder nicht besser bei kleinen und mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden sollten, die nicht selbst Forschung und Entwicklung betreiben können«, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Die Staatsregierung hat Fördergelder in Höhe von fast 37,7 Millionen Euro an Globalfoundries ausgezahlt. Das geht aus einer Antwort von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf eine Kleine Anfrage Brünlers hervor. Zusätzliche Mittel in Höhe von fast 13 Millionen Euro seien im Zusammenhang mit einer im Sommer angekündigten Einführung einer neuen Chip-Technologie zugesagt worden.

Von dem Personalabbau sei auch die Staatsregierung erst am 1. Oktober informiert worden, schrieb Dulig. Bei der Bewilligung der Fördermittel für die neue Technologie seien die Pläne nicht bekanntgewesen.

Globalfoundries-Geschäftsführer Rutger Wijburg hatte am 2. Oktober angekündigt, 20 Prozent der Personalkosten einsparen zu müssen, um betriebswirtschaftlich arbeiten zu können. Die Planungen zum Stellenabbau sollten bis Januar abgeschlossen werden. Zum aktuellen Stand gab das Unternehmen auf Nachfrage keine Auskunft. Laut IG BCE ist nicht erkennbar, wie ein Kahlschlag über alle Bereiche hinweg das Unternehmen zukunftsfähig halten solle. Verlierer würden am Ende die Beschäftigten und ihre Familien sein. Angesichts der Größe des Unternehmens seien zudem erhebliche Auswirkungen auf Dresden und die europäische Chip-Industrie zu erwarten, warnte auch die Gewerkschaft. Globalfoundries gilt als größter privater Arbeitgeber in Dresden. Agenturen/nd

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