Syrien-Einsatz: Votum der Basis wäre SPD-Fraktion egal
Mitgliederbefragung zu Anti-IS-Einsatz wäre für Abegordnete nicht bindend / Luftwaffe betankt erstmals Kampfjets im Einsatzgebiet
Berlin. In der SPD-Fraktion sorgt der Vorschlag von Parteichef Sigmar Gabriel für Diskussionen, die SPD-Mitglieder über eine mögliche Ausweitung des Bundeswehreinsatzes gegen den IS mitentscheiden zu lassen. Es sei zwar gut, dazu ein Stimmungsbild der Partei zu haben, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion, Christine Lambrecht, am Mittwoch in Berlin. Am Ende seien die Abgeordneten bei solchen Fragen aber ihrem Gewissen verpflichtet. Diese Verantwortung könne ihnen auch ein Mitgliederentscheid der Partei nicht abnehmen.
Bereits am Montag im SPD-Fraktionsvorstand hatten Teilnehmer klargestellt, dass sie einen möglichen Mitgliederentscheid in dieser Frage nicht als bindend ansähen, wie die dpa aus Kreisen der Runde erfuhr. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold sagte dazu der »Bild«: »Grundsätzlich sind Auslandseinsätze eine Gewissensentscheidung, die die Partei keinem Abgeordneten abnehmen kann.«
Gabriel hatte beim SPD-Bundesparteitag am vergangenen Freitag versprochen, er werde die SPD-Mitglieder über die Haltung der Partei entscheiden lassen, wenn sich Deutschland direkt an Kampfhandlungen in Syrien und der Region beteiligen oder gar Bodentruppen schicken solle.
Unterdessen hat die Bundeswehr in der Nacht zu Mittwoch mit der Unterstützung der Luftangriffe gegen die Terrororganisation IS begonnen. Nach ihrer Entsendung in den Syrien-Einsatz hat die deutsche Luftwaffe erstmals Kampfjets in der Luft betankt. Der dazu eingesetzte Airbus sei am späten Dienstag etwa fünf Stunden lang in der Luft gewesen, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Potsdam. Er habe in dieser Zeit zwei Mal Kampfflugzeuge betankt und sei kurz nach Mitternacht wieder am türkischen Luftwaffenstützpunkt Incirlik eingetroffen.
Das vom Bundestag beschlossene Syrien-Mandat sieht vor, dass die Bundeswehr unter anderem mit dem Tankflugzeug, bis zu sechs Tornado-Aufklärungsjets und einer Fregatte der internationalen Koalition im Kampf gegen den IS hilft. Die Fregatte »Augsburg« befindet sich bereits zum Schutz des französischen Flugzeugträgers »Charles de Gaulle« im Einsatz.
Die Tornados sollen ihre Aufklärungsflüge im Januar starten. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte am Mittwoch in Berlin, für den Einsatz würden derzeit »sehr wichtige Einsatzvorbereitungen« in Incirlik getroffen. Dazu zählten »Orientierungsflüge im türkischen Luftraum«. Dies diene etwa dazu, »Verfahrensregeln mit der Gastnation abstimmen«. »Ab Mitte Januar wird der Einsatz laufen«, versicherte der Sprecher. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.