Pegida schimpft Kritiker »Scheißkommunisten«

Lautstarken Anfeindungen bei umstrittener Versammlung in Dresden / Antirassistisches Bündnis boykottiert Veranstaltung / Thielemann für Pegida-Bannmeile im Stadtzentrum

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Berlin. In Dresden spaltet die rechte Pegida-Bewegung immer mehr die Stadtgesellschaft. Bei einer Bürgerversammlung flogen am Mittwochabend die verbalen Fetzen: Als einer der Teilnehmer die rechte Pegida-Bewegung, bei deren Aufmärschen auch Rechtsradikale aus anderen europäischen Ländern auftraten, als »neofaschistische Organisation« bezeichnete, kam es laut Nachrichtenagentur dpa »zu lautstarken Anfeindungen«. Pegida-Anhänger beschimpften den Mann als »Scheißkommunisten« und riefen »Ihr wollt Dresden zerstören«.

Unter den etwa 500 Teilnehmern der Versammlung, zur der Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) zusammen mit dem Superintendenten von Dresden-Mitte, Christian Behr, unter dem Motto »Wie geht es weiter in Dresden?« in die Kreuzkirche eingeladen hatte, war auch Pegida-Mitbegründer René Jahn, der im Zuge der Spaltung der Führungsspitze im Januar aus dem rechten Bündnis ausgeschieden war. Sein Engagement für die Versammlung war im Vorfeld sehr kontrovers diskutiert worden - das antifaschistische Bündnis »Dresden für Alle«, das für Weltoffenheit und gegen Rassismus eintritt, blieb seinetwegen der Veranstaltung fern. »Wir alle stecken fest«, konstatierte Hilbert.

»So sehr wir gerade das Engagement von Superindendent Christian Behr und anderen schätzen, so erscheint uns doch die Möglichkeit eines Dialogs nicht gegeben. Nein, wir wollen nicht mit Pegida-Gründern auf der Bühne stehen und uns nicht von Menschen vor den Karren spannen lassen, die mehr oder weniger offen Pegida-Positionen unterstützen«, hieß es im Vorfeld bei »Dresden für Alle«. Der Rassismus und die Hetze erreiche bei Pegida immer neue Qualitäten, »der Zug ist abgefahren«, so das Bündnis. Man werde sich »nicht für einen Schnellschuss, noch dazu initiiert von einem Pegida-Gründer hergeben.« Man wolle sich »nicht instrumentalisieren lassen. Das sind wir den Initiativen und gemeinnützigen Vereinen, die wir vertreten, schuldig.«

Unterdessen hat der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle, Christian Thielemann, statt eines Demonstrationsverbotes für die rechte Pegida-Bewegung eine Bannmeile um das historische Zentrum von Dresden gefordert. »Damit ließe sich der Image-Schaden für die Stadt wahrscheinlich mindern«, sagte er der »Dresdner Morgenpost«. Das rechte Bündnis marschiert dort jeden Montag auf. »Die Aufnahmen gehen um den Erdball und machen Dresdens Bild in der Welt kaputt«, sagte Thielemann. »Ich verstehe nicht, warum die Stadt das zulässt.« Er fordert: »Sollen die woanders demonstrieren.« Agenturen/nd

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