Neonazis jagen Linke nach Pegida-Aufmarsch
Mindestens 14 Verletzte am Montagabend / Bewaffnete Rechtsradikale operieren offenbar ungestört von der Polizei / Initiative spricht von gewaltsamem »Exzess mit Ansage«
Berlin. Nach dem jüngsten Aufmarsch der rechten Pegida-Bewegung in Dresden hat es offenbar mehrere Verletzte nach Angriffen durch Neonazis gegeben. Die Initiative PegidaWatch, die über rechte Aktivitäten aufklärt, sprach von einer »Menschenjagd« und einem gewaltsamen »Exzess mit Ansage«. Die Polizei habe dabei weggeschaut. Es habe nach den bisherigen Erkenntnissen 14 Verletze gegeben, davon seien zehn Menschen so schwer verletzt worden, dass Krankenwagen eingesetzt werden mussten.
Die Initiative verwies auf Äußerungen des Pegida-Frontmanns Lutz Bachmann, der im Vorfeld des Aufmarsches am Montag erklärt hatte, »am 21.12. holen wir uns die Neustadt«. Auch Gruppen von rechten Hooligans und Neonazis hatten zu dem Pegida-Aufmarsch mobilisiert.
Auf der Basis von Zeugenaussagen und Gesprächen mit Betroffenen zeige sich ein klares Bild der Angriffe, heißt es bei PegidaWatch. Es habe »immer wieder Jagdszenen unter Beteiligung kleinerer Nazi-Gruppen« gegeben, die Rechtsradikalen operierten offenbar gezielt aus einem Versteck in einem Park. »Bewaffnet mit Holzlatten und Eisenstangen« seien mehrere Menschen so schwer attackiert worden, »dass diese im Krankenhaus behandelt werden mussten«. Ohne von der Polizei, die an dem Tag mit mehr als 2.500 Beamten und schwerem gerät in Dresden aufgefahren war, hätten »um die 70 bewaffnete rechte Gewalttäter« mitten in einem alternativ geprägten Stadtteil »völlig unbehelligt von der Polizei eine wahre Menschenhetze veranstalten und anschließend entkommen« können.
Es sei »absolut unverständlich«, wie es unter diesen Umständen zu einer rund zweiständigen Treibjagd von Neonazis auf Antifaschisten habe kommen können. »Bereits im Vorfeld war es offensichtlich und sogar öffentlich angekündigt, dass Straftaten dieser Art geplant waren.« Auch sei unmittelbar auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von den Angriffen zu lesen gewesen, ohne dass die Polizei darauf reagiert hätte. Es sei eine »Bankrotterklärung der Dresdner und sächsischen Sicherheitsbehörden im Kampf gegen rechte Gewalt«, wenn die »Menschen in der Neustadt selbst den Schutz ihres Stadtviertels, ihrer Gesundheit und ihres Lebens organisieren müssen«. Mehr noch seien sogar die Angriffe militanter Neonazis »durch unverhältnismäßiges Eingreifen gegen AntifaschistInnen« erst ermöglicht worden.
Die Initiative PegidaWatch rief inzwischen mögliche Zeugen und Opfer dazu auf, sich zu melden, »um eine möglichst vollständige und umfassende Dokumentation der Ereignisse erarbeiten zu können«. Beim Bündnis Dresden Nazifrei hieß es, es gebe zu der Nazi-Hetzjagd auf Antifaschisten mittlerweile »mehrere unabhängig voneinander berichtende Quellen«. nd
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