Thüringen sucht Klimastrategie
Umweltministerin Siegesmund sieht veränderte Bedingungen für die Wirtschaft und will CO2-Ausstoß verringern
Der Klimawandel macht sich in Thüringen mit immer weniger Frosttagen und einer längeren sommerlichen Hitzeperiode bemerkbar. Die Zahl der Tage mit Höchsttemperaturen unter dem Gefrierpunkt sei in den vergangenen 30 Jahren im Flachland um 3,8 auf im Schnitt 23,4 Tage pro Jahr gesunken, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) der dpa. In den Mittelgebirgsregionen oberhalb 600 Metern sei die Zahl der frostigen Tage um 5,9 auf im Schnitt 55,4 im Jahr zurückgegangen. »Der Klimawandel ist real«, sagte Siegesmund, die 2016 ein Thüringer Klimagesetz vorlegen will.
Es gehe darum, eine Strategie zum Umgang mit dem Klimawandel zu entwickeln und gleichzeitig den Ausstoß des Treibhausgases CO2 zu verringern. »Ich möchte die Diskussion darüber anschieben«, sagte Siegesmund. Die klimatischen Veränderungen hätten langfristig Auswirkungen auf viele Bereiche. Dazu gehörten die Land- und Forstwirtschaft, die sich unter anderem mit Neuzüchtungen auf veränderte Niederschlagsmengen und Trockenzeiten einstellen müsste. In der Wirtschaft spielten der effizientere Energieeinsatz und erneuerbare Energien eine immer größere Rolle. Auch der Wintertourismus müsse sich auf Veränderungen einstellen - nach den Prognosen steige die Schneegrenze in höheren Lagen. Auch beim Hochwasserschutz seien Klimaveränderungen zu berücksichtigen.
»Der Anpassungsdruck ist da. Wir werden in den nächsten Jahrzehnten andere Bedingungen haben als heute«, begründete Siegesmund ihre Pläne für ein Landesklimagesetz. Es soll nach ihren Angaben den Rahmen für konkrete Projekte sowie die Debatte über eine Energie- und Klimaschutzstrategie als Fahrplan zum Erreichen der Ziele voranbringen.
Thüringen hat seit einigen Jahren eine Klimaagentur sowie ein Klimaanpassungsprogramm, das nach Ansicht der Grünen-Politikerin weiterentwickelt werden muss. Nach Angaben von Klimaexperten ist die Zahl der Sommertage mit Temperaturen von mindestens 25 Grad Celsius in den vergangenen 30 Jahren im Thüringer Flachland um 7,0 auf im Schnitt 37,3 pro Jahr gestiegen. Von der Wärme im Sommer sind danach vor allem die größeren Städte mit ihrer dichten Bebauung betroffen.
2015 habe es in Jena 28 heiße Tage gegeben, an denen die Quecksilbersäule auf 30 Grad Celsius und mehr stieg. Am 4. Juli und 7. August sei in Thüringens zweitgrößter Stadt mit jeweils 38,7 Grad ein neuer Temperaturrekord gemessen worden. Zudem beobachten die Klimaforscher, dass das Frühjahr trockener wird. In den mittleren und tieferen Lagen habe der Juli den Juni als niederschlagreichsten Monat bereits abgelöst. dpa/nd
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