Deutsche Autos verkaufen sich besser
2015 gab es hierzulande 3,2 Millionen Neuzulassungen
Berlin. Die Autoindustrie hat in Deutschland 2015 rund 3,2 Millionen Personenwagen verkauft. Das ist ein Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr und der beste Wert seit sechs Jahren, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Mittwoch mitteilte. Er gab die Zahl der Neuzulassungen mit 3,2 Millionen an. Die Autokäufer griffen im Dezember noch einmal stärker zu. In diesem Monat wurden 247 300 Pkw neu zugelassen, ein Plus von acht Prozent verglichen mit Dezember 2014.
Auch Export und Inlandsproduktion erhöhten sich im Gesamtjahr 2015, im Dezember gingen beide jedoch zurück. »Angesichts der Produkts- und Exportzahlen sollte die gute Inlandslage nicht überbewertet werden«, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann. »Der Wettbewerb auf den internationalen Märkten wird härter.« Die Schwankungen im Geschäftsverlauf nähmen zu.
Für die Produktion in Deutschland ergab die Jahresbilanz 5,74 Millionen Personenwagen, das sind zwei Prozent mehr als im Jahr zuvor. Im Dezember waren es 361 700, das ist ein Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Der Export legte 2015 um drei Prozent auf 4,41 Millionen Neufahrzeuge zu. Im Dezember gab es einen Dämpfer: 283 900 Autos bedeuteten einen Rückgang um vier Prozent. Für das Inlandsgeschäft ist die Branche weiterhin zuversichtlich gestimmt. Der inländische Auftragseingang ist dem VDA zufolge im gesamten Jahr 2015 um sieben Prozent gestiegen.
Dabei stieg die Zahl der Neuzulassungen laut Kraftfahrtbundesamt bei allen deutschen Marken. Am stärksten wuchsen Smart mit einem Plus von 68,7, Mini mit 19,7 und Porsche mit 17,1 Prozent. Auch der wegen des Abgasskandals seit Wochen in den Schlagzeilen stehende Autobauer VW konnte 2015 einen Zuwachs von 4,4 Prozent verzeichnen und wies mit 21,4 Prozent erneut den größten Neuzulassungsanteil auf. Jedoch machte sich der Imageschaden auf Grund der manipulierten Abgaswerte im Dezember bemerkbar: Insgesamt legten die Marken von Europas größtem Autobauer im Jahresvergleich lediglich um 0,2 Prozent zu.
Indes steckt nach Ansicht des Ökonomen Dennis Snower hinter dem VW-Skandal ein sehr grundsätzliches Problem. »Der Fall VW ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn innerhalb und im Umfeld einer Branche ein eigenes Normensystem entsteht und Interessenskonflikte nicht sauber vermieden werden«, sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft der Nachrichtenagentur dpa.
Insofern liege es nahe, dass auch bei anderen Produkten ähnliches passiert, so Snower. Das könne nur eine Kultur unterbinden, in der Interessenskonflikte benannt und vermieden werden. Besonders wichtig sei Transparenz. Werde sie geschaffen, könne man sich in solchen Fällen mit neuen Führungsstrukturen um Wiedergutmachung und bessere Kommunikation bemühen. »Und da hat VW noch nicht das glücklichste Händchen bewiesen.«
Bisher gebe es keine Hinweise darauf, dass sich der Skandal negativ auf die Akzeptanz anderer deutscher Produkte im Ausland ausgewirkt hätte, sagte Snower. Die Folgen des Skandals seien aber wohl größer, als VW und auch manche Medien zunächst erwartet hätten. dpa/nd
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