Werbung

Wir sind die, die in den Schulen arbeiten dürfen

Nichtregierungsorganisationen haben es nicht immer leicht im Nicaragua unter Präsident Daniel Ortega

  • Willi Volks, Managua
  • Lesedauer: 3 Min.
Giaconda Herrera und Fanny Trejos (links) mit INKOTA-Projektreferent Willi Volks
Giaconda Herrera und Fanny Trejos (links) mit INKOTA-Projektreferent Willi Volks

Eigentlich sollte man annehmen, dass in einem Land wie Nicaragua, in dem der ehemalige Revolutionsheld Daniel Ortega wieder an der Macht ist, die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen (NROs) sehr unterstützt wird. Dass dem nicht so ist, weiß Carmen Molina, Koordinatorin der «Stadtgärten gegen den Hunger» von der INKOTA-Partnerorganisation CAPRI: «Bis vor etwa fünf Jahren konnten wir in Abstimmung mit den staatlichen Stellen auch in Schulen arbeiten. Doch seitdem ist es uns regelrecht verboten. Es gab politische Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung und einigen anderen NROs. Seitdem sind unsere Arbeitsmöglichkeiten zum Teil erheblich eingeschränkt.» Das ist im Fall von CAPRI geradezu absurd. Durch ihr Programm «Mutter und Kind» unterstützt die Organisation seit Jahren den Schulbesuch von Kindern ärmerer Familien, indem sie Eltern von dessen Wichtigkeit überzeugt, Schulmaterialien finanziert und bei Schularbeiten hilft.

Nichtsdestotrotz sind Schulen für CAPRI seit geraumer Zeit «verbotenes Terrain». Deshalb gehen von CAPRI ausgebildete Frauen und Männer als Einzelpersonen dorthin. Zwei von ihnen sind Giaconda Herrera und Fanny Trejos aus Sabana Grande, einem randständigen Stadtviertel der nicaraguanischen Hauptstadt Managua.

Giaconda ist eine von CAPRI ausgebildete Promotorin für Ernährungssicherheit und gesunde Ernährung. Als solche betreibt sie einen eigenen Gemüse- und Obstgarten und berät andere Familien beim Anlegen eines solchen Gartens. Darüber hinaus verfasst sie Rezepte für gesundes Essen, verteilt diese in ihrem Stadtviertel und lädt Frauen aus der Nachbarschaft zum gemeinsamen Präparieren und Kochen von Speisen ein.

Doch sie belässt es nicht bei dieser Art von «Gemeindearbeit», sondern geht aktiv in die Schulen. «Ich habe selbst noch Kinder, die in die Schule gehen», weiß die Mutter von drei Mädchen und zwei Jungen zu berichten. Also bin ich zum Schuldirektor gegangen und habe nachgefragt, ob ich im Unterricht über gesunde Ernährung erzählen könnte. Das fand er gut und inzwischen unterrichte ich nicht nur, sondern verkaufe auch in den Schulpausen gesundes Essen aus eigener Produktion«, erzählt sie mir nicht ohne Stolz.

Die Eltern der Kinder waren von diesem Angebot ganz begeistert, eine von ihnen ist Fanny Trejos. »Ich bin erst seit kurzem dabei und quasi eine Schülerin von Giaconda. Ich habe viel gelernt und ich will einfach, dass meine Kinder ausreichend und gutes Essen bekommen«, erzählt sie. Inzwischen arbeitet sie mit ihrer Lehrerin zusammen, gibt mit ihr Ernährungsunterricht und gemeinsam haben sie es mit Unterstützung des Elternbeirats sogar geschafft, dass derzeit ein Schulgarten angelegt wird - ausgerechnet mit Geldern von CAPRI.

Und in den Schulpausen bietet sie neuerdings auch ein Spezialgetränk mit Spinat aus ihrem eigenen Garten, den sie mit Hilfe von Giaconda Herrera angelegt hat, an: Ein Angebot aus dem Sortiment der »Grünen Smoothies« würde man wohl neudeutsch bei uns sagen.

Das Beispiel zeigt: Auch wenn die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen in Nicaragua immer wieder behindert wird, wissen sich starke Organisationen wie CAPRI zu helfen. Gute Konzepte können von den Verboten nicht aufgehalten werden.

Unser Autor ist INKOTA-Projektreferent für Mittelamerika.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.