Solange es nicht schneit in Kalifornien

Die Nominierungen für den US-Filmpreis Oscar wurden bekannt gegeben

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 3 Min.

Irgendwas mit Nazis« - das ist immer noch die vielversprechendste Strategie für deutsche Filmproduzenten, wenn sie erfolgreich ins Rennen um den US-Filmpreis »Oscar« gehen wollen. Im Falle von »Labyrinth des Schweigens« hat aber auch das braune Thema nicht geholfen: Giulio Ricciarellis halbfiktives Drama um die Vorbereitung der Auschwitzprozesse hat es nicht auf die am Donnerstag präsentierte Shortlist der besten fremdsprachigen Filme geschafft - was vertretbar ist. Damit ist als einziger deutscher Beitrag der Kurzspielfilm »Alles wird gut« von Patrick Vollrath für einen Oscar nominiert.

Prinzipiell können übrigens alle Filme, die im Laufe des letzten Jahres im Gebiet von Los Angeles in einem Kino gezeigt wurden, für den Oscar nominiert werden. Das können also auch Filme aus Pakistan oder Nigeria sein - oder etwa aus Italien: »Ewige Jugend« von Paolo Sorrentino hätte die Würdigung allemal verdient gehabt, ging aber leer aus. Und so sind alle Nominierten für die Hauptpreise US-Produktionen.

Dieser US-Zentrismus ist nichts Neues, darum sollte er auch nicht überraschen. Und in dieser Saison kommt noch hinzu, dass im letzten Jahr tatsächlich eine ganze Reihe sehenswerter Filme in Hollywood entstanden ist, die sich nun zu Recht Chancen auf die goldene Statuette ausrechnen können.

Wenn es in Kalifornien nicht plötzlich anfangen sollte zu schneien, wird der »Beste Hauptdarsteller« in diesem Jahr Leonardo DiCaprio sein. Und der Schauspieler hätte es verdient, wenn er sich gegen die Mitbewerber Bryan Cranston (»Trumbo«), Matt Damon (»The Martian«) und Eddie Redmayne (»The Danish Girl«) durchsetzen würde - der als »Bester Film« nominierte »The Revenant« allerdings nicht. Mit Ausnahme von »Brooklyn«, »Bridge of Spies« und »The Martian« wären in dieser Kategorie die Mitnominierten die würdigeren Preisträger: »Mad Max: Fury Road«, »Room«, »Spotlight«, »The Big Short«.

Die selben Filme tauchen in der Kategorie »Bester Regisseur« gleich noch einmal auf: George Miller (»Mad Max: Fury Road«), Lenny Abrahamson (»Room«), Tom McCarthy (»Spotlight«), Adam McKay (»The Big Short«), Alejandro G. Inárritu (»The Revenant«). So schwer die Wahl hier fällt und so sehr man die politischen Ambitionen von »The Big Short« oder die schauspielerische Ensembleleistung in »Spotlight« schätzen muss: Die mutigste Wahl wäre die höllisch abgründige, in Blut und Benzin getränkte Anarcho-Farce »Mad Max«.

Quentin Tarantino und sein Western-Brutalo-Kammerspiel »The Hateful Eight« sind zu Recht nicht nominiert - dafür aber seine Nebendarstellerin Jennifer Jason Leigh, die jedoch (solange es nicht schneit in Kalifornien) an Cate Blanchett (»Carol«), oder Charlotte Rampling (»45 Years«) scheitern wird. »Hateful Eight« hätte aber einen anderen Oscar verdient: den für den »Besten Soundtrack« von Ennio Morricone. In dieser Kategorie ist auch »Star Wars« im Rennen. Ansonsten verharrt die Weltraumsaga dort, wo sie hingehört: in den technischen Bereichen.

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