Bioboom geht am Nordosten ziemlich vorbei
Grüne: Mecklenburg-Vorpommern liefert Rohstoffe, die Hauptgewinne machen Verarbeitungsbetriebe andernorts
Schwerin. Der Bio-Boom in Deutschland geht nach Einschätzung der Grünen am Agrarland Mecklenburg-Vorpommern weitgehend vorbei. Die im Land erzeugten ökologischen Rohstoffe müssten hier auch verarbeitet und vermarktet werden, sagte die umwelt- und agrarpolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, Ursula Karlowski. »Damit könnten der Ökolandbau und das verarbeitende Gewerbe der zentrale Jobmotor für unser Bundesland sein«, meinte sie. Das Land sei derzeit aber hauptsächlich Rohstoffproduzent. »Die Hauptgewinne machen Verarbeitungsbetriebe in anderen Bundesländern.«
Wie die Grüne Woche zeigte, legt Bio immer noch zu. »Verbraucher in Deutschland wollen immer mehr heimische Bioprodukte in ihrem Einkaufskorb«, sagte der Präsident des Anbauverbandes Bioland, Jan Plagge, zum Abschluss der Messe in Berlin. »Immer mehr Landwirte erkennen und nutzen dies für ihre Betriebsentwicklung.«
Die SPD/CDU-Landesregierung in Schwerin erkenne aber die enormen Potenziale der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft nicht, kritisierte Karlowski das Konzept von Agrarminister Till Backhaus (SPD) für den Ausbau der Öko-Landwirtschaft. Das Land dürfe sich nicht darauf ausruhen, dass es mit neun Prozent einen der höchsten Bio-Flächenanteile in Deutschland habe. Nur drei andere Bundesländer haben mehr.
Karlowski äußerte sich enttäuscht, dass nur ein Bruchteil der landeseigenen Agrarflächen an Öko-Bauern verpachtet würde. So gingen 2015 von 6608 Hektar aus auslaufenden Pachtverträgen nur 781 Hektar in die öffentliche Ausschreibung. Davon seien nur sechs Lose mit zusammen 194 Hektar an Bio-Betriebe gegeben worden. »Insofern kann keine Rede davon sein, dass das Land die ökologisch wirtschaftenden Betriebe bei der Flächenvergabe bevorzugt.« Karlowski forderte, Öko-Landwirtschaft und dabei besonders die arbeitsintensive Tierhaltung zum obersten Kriterium bei der Verpachtung der 87 000 Hektar Landesflächen zu machen. dpa/nd
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