Viele CSU-Anhänger vertreten Positionen der rechten AfD

Umfrage: Wähler der Christsozialen von Union entfremdet / Vertrauen in die etablierten Parteien auf Tiefstand / 62 Prozent trauen keiner Partei mehr zu, die Probleme zu lösen

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Bei der Anhängerschaft der CSU hinterlässt die aggressive Rhetorik der Partei gegen Asylrecht und die Kanzlerin offenbar Spuren: »Weite Teile der Anhänger der CSU vertreten derzeit Positionen der rechten AfD«, sagte der Chef des Umfrageinstituts Forsa Manfred Güllner laut einer Vorabmeldung des »Stern«. Sie hätten »sich damit von den Anhängern der CDU im Rest der Republik außerhalb Bayerns extrem entfremdet«.

Unter den CSU-Wählern sind 72 Prozent der Ansicht, dass Deutschland mit der anhaltenden Zuwanderung von Flüchtlingen nicht zurechtkommen werde. Das sehen auch 96 Prozent der AfD-Anhänger so - unter der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil bei 62 Prozent. Eine Mehrheit von 54 Prozent der Deutschen hält die Attacken von Horst Seehofer und der CSU gegen Angela Merkel und ihre Flüchtlingspolitik für unangemessen und falsch. Befürwortet werden sie von 81 Prozent der CSU-Anhänger - bei den CDU-Anhänger sind es nur 28 Prozent - und von 82 Prozent der AfD-Anhänger.

Eine Spaltung zwischen der Anhängerschaft der CSU und der CDU sieht man auch bei der Frage, ob es für die Bundesrepublik besser wäre, wenn Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble Kanzler wäre - das glaubt insgesamt nur eine Minderheit von 15 Prozent. Aber 33 Prozent der CSU-Anhänger und 31 Prozent der AfD-Anhänger würden lieber den Hardliner aus dem Finanzministerium an der Spitze der Regierung sehen. Angela Merkels Rückhalt bei den Anhängern der CSU ist mit 53 Prozent inzwischen fast so schwach wie der von Gabriel bei den SPD-Anhängern. Bei 86 Prozent der Anhänger der CDU genießt sie jedoch nach wie vor Vertrauen.

Generell ist das Vertrauen in die etablierten Parteien weiter sehr niedrig. 23 Prozent trauen der Union zu, mit den Problemen in Deutschland am besten fertig zu werden, die SPD kommt hier nur auf 7 Prozent. 8 Prozent trauen diese politische Kompetenz anderen Parteien zu, alarmierende 62 Prozent keiner Partei mehr.

»Die aktuellen Sympathiewerte der einzelnen Parteien werden - wie bei einer echten Wahl - auf der Basis derjenigen berechnet, die auch wählen gehen wollen«, sagte Güllner. Das sind zurzeit nur noch 64 Prozent aller Wahlberechtigten. »Doch die tatsächliche Vertrauensbasis der Parteien bei allen, die wählen dürften, ist viel geringer.« So würden derzeit von 100 Wahlberechtigten nur 23 die CDU oder CSU, 16 die SPD, jeweils 6 die Linke, die Grünen oder die rechte AfD, 3 die FDP, insgesamt 4 eine der sonstigen Splitterparteien und 36 gar nicht wählen.

Das Forsa-Institut hatte für die Daten in zwei Umfragen 2.505 bzw. 1.006 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger befragt. Die statistische Fehlertoleranz liegt bei plus/minus 2,5 Prozentpunkten. nd

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