Strauß’ Erbe schadet dem Klima
München. Die Treibhausgasemissionen in Bayern sind nach wie vor zu hoch, um die international vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Das geht aus dem neuen Umweltbericht der Staatsregierung hervor. Der Kohlendioxid-Ausstoß in Höhe von 6,2 Tonnen pro Kopf im Jahr könne sich im Vergleich der Industrieländer zwar sehen lassen, sei aber »im globalen Maßstab nicht nachhaltig«, heißt es in dem Papier. Eine Hauptursache dafür sind die steigenden Emissionen im bayerischen Güter- und im Luftverkehr.
Nach den Forderungen des Weltklimarats dürfte jeder Mensch im Jahr 2050 nur noch 1,5 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr produzieren, um die Erderwärmung auf die erhofften zwei Grad zu begrenzen. Doch der CO2-Ausstoß von Flugzeugen in Bayern hat sich im Vergleich zu 1990 sogar verdreifacht - mutmaßlich vor allem bedingt durch das Wachstum des 1992 eröffneten Münchner Flughafens. Dieser ist benannt nach dem ehemaligen Landeschef und CSU-Legende Franz-Josef Strauß, der passionierter Hobbyflieger war und deswegen heftig gegen die Einführung einer Kerosinsteuer kämpfte.
»Die Staatsregierung setzt eindeutig auf Flugzeug beziehungsweise Auto und tut viel zu wenig, um die klimafreundlichen Alternativen zu fördern«, kritisierte der SPD-Umweltpolitiker und Landtagsabgeordnete Florian von Brunn vergangene Woche die CSU-Landesregierung. »Dabei ist der Flugverkehr nach Studien des Umweltbundesamts der klimaschädlichste Verkehrsträger.« Von Brunn forderte deswegen einen Verzicht auf den umstrittenen Bau der dritten Startbahn.
Laut Umweltbericht sind die bayerischen CO2-Emissionen insgesamt niedriger als 1990 - 2012 waren es 78, 1990 dagegen noch 84,5 Millionen Tonnen. Das liegt demnach vor allem an der steigenden Energieeffizienz und der Verwendung »CO2-armer Energieträger« - dazu zählen etwa Wind- und Sonnenenergie, aber auch die Atomkraft.
Doch im Verkehr gibt es keinen Rückgang, im Gegenteil. Der Flugverkehr macht demnach mit mehr als vier Millionen Tonnen CO2 im Jahr mittlerweile einen Anteil von 14 Prozent aus. Im Straßenverkehr werden laut Bericht jährlich 26 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft gepustet. SPD-Umweltexperte von Brunn fordert mehr Investitionen in die umweltfreundliche Eisenbahn: Beim Güterverkehr müsse viel mehr getan werden.
So wirft der SPD-Politiker Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) Stillstand bei der Planung der Zulaufstrecken für den österreichisch-italienischen Brenner-Basistunnel vor. Der Anlass: Bisher ist auf deutscher Seite noch nicht einmal eine Trasse durch den bayerischen Teil des Inntals festgelegt, obwohl die Bauarbeiten in Österreich und Italien bereits laufen. Der über 60 Kilometer lange Eisenbahntunnel soll ab Mitte des nächsten Jahrzehnts einen Teil des Güterverkehrs über die Brenner-Autobahn aufnehmen und die verkehrs- und lärmgeplagten Anwohner entlang einer der am stärksten befahrenen Verkehrsstrecken Europas entlasten.
Das Landesamt für Umwelt betonte in einer Pressemitteilung, dass die bayerischen CO2-Emissionen weit unter dem bundesweiten Schnitt von 9,6 Tonnen pro Kopf lägen. Die Behörde benannte aber auch weitere Schwierigkeiten im Umweltschutz: Jeden Tag werden demnach knapp elf Hektar Boden in Bayern bebaut, der Flächenverbrauch bewege sich damit weiter auf hohem Niveau. dpa/nd
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