Kofi Annan wirbt für Legalisierung aller Drogen
Ex-Generalsekretär der UNO plädiert für radikales Umdenken: Maßnahmen gegen Drogen haben »viel mehr Elend angerichtet« als Konsum von Rauschmitteln
Berlin. Der Friedensnobelpreisträger und Ex-Generalsekretär der UNO, Kofi Annan, wirbt für die weitgehende Legalisierung aller Drogen. In einem Beitrag für die Polit-Illustrierte »Spiegel« schrieb Annan, er »glaube, dass Drogen viele Menschenleben zerstört haben – aber falsche Maßnahmen seitens der Regierungen haben noch viel mehr Elend angerichtet«. Der Politiker verwies darauf, dass der Krieg gegen die Drogen kaum Erfolge errungen habe und längst vor allem ein »Krieg gegen Menschen« geworden sei. Er fordert die Regierungen zu einem radikalen Umdenken auf.
»Wir müssen akzeptieren, dass eine drogenfreie Welt eine Illusion ist.« Privater Konsum von Rauschmitteln müsse dringend entkriminalisiert und der möglichst sichere Zugang dazu gesetzlich geregelt werden. Statt auf Verbote und Strafverfolgung sollten die Staaten laut Annan besser auf Aufklärung und Therapieangebote setzen. Das Ziel dürfe nicht länger die totale »Unterdrückung von Drogen« sein, denn diese funktioniere ohnehin nicht. Vielmehr gehe es darum, »Gesundheit und Menschenrechte« der Beteiligten zu schützen, so Annan laut der Vorabmeldung des Magazins.
Im April kommt die Generalversammlung der UNO in New York zu einer Sondersitzung zusammen, um über die künftige Drogenpolitik zu beraten. Mit seinem Essay ruft Annan die Mitgliedstaaten dazu auf, eine Wende einzuleiten: »Wir müssen uns fragen, ob wir auf dem richtigen Weg sind.« Die Drogenpolitik der letzten 50 Jahre habe die Nachfrage nach Drogen nicht verringert, wohl aber »einen internationalen kriminellen Markt geschaffen, der Gewalt, Korruption und Instabilität« erzeuge. nd/Agenturen
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.