Internationales Ranking
Bildungsrauschen
Als 1999 von den europäischen Bildungsministern der sogenannte Bologna-Prozess beschlossen wurde, ging es um eine europäische Öffnung und Vergleichbarkeit des Hochschulsystems. Ziel war es, dass der Wirtschaftsraum Europa international wieder eine wichtige Rolle erhält. Folglich mussten Forschung und Bildung zu sogenannten Global Players werden. Ein Baustein hierfür ist die für Deutschland ausgewiesene Exzellenzinitiative. Auf Grundlage definierter Förderrichtlinien erhalten seit 2005/2006 Universitäten unter anderem Anreize, sich im internationalen Ranking zu behaupteten.
Laut dem in London erscheinenden Fachblatt für Hochschulbildung, timeshighereducation.com, das auch für »The Times Higher World University Rankings« (THE) verantwortlich ist, befinden sich unter den besten hundert Universitäten der Welt derzeit neun deutsche Hochschulen. Angeführt wird der deutschlandinterne Vergleich von der Ludwig-Maximilian Universität München (LMU, international Platz 29), gefolgt von der Universität Heidelberg (37) und der Humboldt Universität Berlin (53). Die Schlusslichter bilden die Universität Bonn (94) und die Universität Göttingen (99). Im europaweiten Vergleich liegt die LMU auf Platz 10.
Um die ersten zehn Plätze auf der Weltrangliste kämpfen bis auf die ETH Zürich (9) ausschließlich Eliteuniversitäten aus Großbritannien und den USA. Auf den ersten drei Plätzen rangieren das California Institute of Technology (Caltech, USA), die University of Oxford (Großbritannien) und die Stanford University (USA). In der Ranking-Industrie gelten neben dem THE die »QS Top Universities« (topuniversities.com), die »CWTS Meaningful metrics« (cwts.nl) und das »Akademic Ranking of World Universities« (ARWU, shanghairanking.com) zu den führenden Institutionen; für den deutschsprachigen Bereich ist es das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE, che.de). Eine gute Übersicht über alle Rankingsysteme bietet universityrankings.ch.
Als wohl umfangreichstes Ranking gilt die von ARWU entwickelte Liste. Seit 2003 wird es jährlich durch das Center for World-Class Universities (CWCU) der Shanghai Jiao Tong University in China durchgeführt. Die Hochschulen werden nach sechs Indikatoren bewertet, so nach der Anzahl der Absolventen, der Nobelpreisträger und der Träger der Mathematik Fields-Medaille, der Anzahl der Veröffentlichungen in der Wissenschaftszeitschrift »Nature and Science« sowie der indizierten Artikel im »Web of Science« (Zitationsdatenbanken betrieben von dem US-Medienkonzern Thomson Reuters).
Hier setzt die Kritik des von der Bertelsmann-Stiftung 1994 gegründeten CHE an. Es gebe ein zu hohes Gewicht an Zeitschriftenaufsätzen im »Web of Sciene«, was zu einer »Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten von englischsprachig naturwissenschaftlich ausgerichteten Universitäten« führe. Sprachliche und geisteswissenschaftliche Forschung habe so das Nachsehen. Zudem würden in dem Ranking des ARWU nationale Besonderheiten wie die in Deutschland praktizierte außeruniversitäre Forschung kaum Berücksichtigung finden. Nicht zuletzt werde aufgrund der langen Beobachtungszeiträume zwischen historischer und gegenwärtiger Forschungsleistung ungenügend differenziert, so dass Neugründungen geringere Chancen hätten.
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