Deutschland zuerst?
Jürgen Amendt über die Gefahr von Engstirnigkeit in der Wissenschaftspolitik
Die Erfolge der rechtsnationalen Partei AfD bei den jüngsten Landtagswahlen könnten auch Auswirkungen auf die Wissenschaftspolitik haben. So wie die AfD beim Thema Asyl, Migration und Euro eine Politik vertritt, die unter der Losung »Deutschland zuerst!« den Rückzug in nationale Grenzen predigt und der Internationalisierung von Politik und Gesellschaft eine Absage erteilt, so vertritt die Partei auch in Bildungsfragen nationalkonservative Positionen, die faktisch auf ein Ende des europäischen Integrationsprozesses hinauslaufen.
Deutlich wird das am Beispiel des AfD-Wahlprogramms in Sachsen-Anhalt. Dort wird nicht nur der Rückkehr zum international längst überholten und deshalb auch in Deutschland nach und nach abgeschafften dreigliedrigen Schulsystem (das übrigens selbst in Bayern kein ehernes Gesetz mehr ist) das Wort geredet; die AfD spricht sich zudem für die Abschaffung der modularisierten Bachelor- und Masterabschlüsse im Studiensystem aus. Ausdrücklich wird das Kultusministerium in Magdeburg aufgefordert, die »deutschen Studiengänge Magister, Diplom und Staatsexamen im Alleingang wieder einzuführen«.
An der Bologna-Reform, durch die Ende der 1990er Jahre die Studienabschlüsse in Deutschland auf Bachelor und Master umgestellt wurden, ist sicherlich vieles kritisierenswert - so zum Beispiel, dass der Bachelor nach wie vor kein berufsqualifizierender Abschluss ist und die Hochschulbürokratie die Mobilität von Studenten, aber auch von Nachwuchsakademikern erschwert. Die Lösung liegt aber nicht in einer Renationalisierung der Hochschulen, sondern in deren konsequenter Internationalisierung.
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