Schwachstrom als Küchengewürz

Japanische Forscher haben eine Gabel entwickelt, die Speisen salzig schmecken lässt - auch wenn sie völlig ungesalzen sind. Das Besteck soll Menschen mit salzarmer Diät helfen. Von Susanne Steffen

  • Susanne Steffen
  • Lesedauer: 2 Min.

Es gibt Schweinekotelett. Ungesalzen, versteht sich. Schließlich will Hiromi Nakamura von der renommierten Tokio Universität, dass die Medienvertreter ihre neu entwickelte Gabel testen, die mithilfe elektrischer Impulse Geschmack ans Essen bringen soll.

Die Geschmacksforscherin fordert die Journalisten auf, das Kotelett zu probieren. »Fade«, »ohne Geschmack«, murmeln die Tester vor sich hin. »Und jetzt drücken sie bitte auf den kleinen Knopf am Gabelgriff«, bittet Nakamura nach einer Weile.

Die winzigen Stromschläge prickelten leicht auf der Zunge, berichtet ein Reporter der »Asahi«-Zeitung. Unangenehm sei das aber nicht, sagte er weiter. Und viel wichtiger: Das Kotelett schmecke plötzlich ganz anders. »Ein bisschen bitter, aber durchaus salzig«, so sein erstauntes Urteil.

Andere Tester fanden allerdings, das Fleisch bekomme durch die Behandlung mit den Mini-Stromschlägen neben dem Salzgeschmack auch einen metallischen Beigeschmack.

Warum die elektrische Gabel Lebensmittel salzig und bisweilen metallisch schmecken lässt, haben die Forscher noch nicht ganz entschlüsselt. Wahrscheinlich würden die elektrischen Impulse die Geschmacksnerven auf der Zunge so stimulieren, dass sie salzigen, sauren oder bitteren Geschmack ans Hirn meldeten, erklärt Geschmacksforscherin Nakamura. Das erklärt jedenfalls auch, dass der Geschmack schlagartig nachlässt, sobald das Fleisch von der Gabel genommen oder wenn der Strom ausgeschaltet wird.

Für Menschen, die wegen Bluthochdruck oder aufgrund von Krankheiten nur wenig oder kein Salz konsumieren dürfen, könnte die elektrische Gabel möglicherweise ein neuer Weg zu gewohntem Genuss sein, ohne dass sie dabei ihre Gesundheit riskieren müssen. »Ich möchte, dass meine Gabel dazu beiträgt, dass diese Menschen wieder den Geschmack von stark gewürzten Speisen genießen können«, hofft die Forscherin. »Vielleicht können wir elektrische Impulse irgendwann in die Liste der Würzmittel aufnehmen«, so Nakamura weiter.

Bis die Gabel auf den Markt kommen kann, muss aber wohl noch Einiges verbessert werden. Der Prototyp von Nakamuras Gabel ist batteriebetrieben und kann auf Knopfdruck gesundheitlich völlig unbedenkliche Mini-Stromstöße in drei verschiedenen Intensitäten aussenden. Je nach Stromstärke verändert sich auch die Intensität des Salzgeschmacks. Viele Tester berichteten jedoch, dass bei hoher Stromstärke der metallische Geschmack überhandnehme. Außerdem ist die Gabel noch nicht wasserdicht, was das Speisenrepertoire wohl stark einschränkt.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hat jeder dritte Erwachsene über 25 einen erhöhten Blutdruck. Unter anderem wird eine zu salzreiche Ernährung dafür verantwortlich gemacht. Gegenwärtig raten Gesundheitsexperten dazu, täglich nicht mehr als höchstens sechs Gramm Salz zu konsumieren.

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