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Howard Marks

13. 8. 1945 - 10. 4. 2016

In Oxford hatte er Philosophie studiert, doch dann wurde er Drogenhändler - und zwar ein ganz großer: Die US-Verfolgungsbehörde DEA schätzte einst, Howard Marks habe in den 1970er und 1980er Jahren bis zu zehn Prozent des weltweiten Handels mit Haschisch und Marihuana kontrolliert.

Doch ist er nicht mit den Leuten zu vergleichen, die heute ganze Staaten in Blut ertränken. Er handelte nie mit harten Drogen, Gewalt warf man ihm nie vor. Der Mann mit dem Spitznamen »Mr. Nice« tarnte seine Lieferungen als Ausrüstung fiktiver Popgruppen oder als Diplomatenpost. Und als »der Nette« 1973 erstmals verhaftet wurde, machte er den niederländischen Behörden mithilfe eines Freundes beim britischen Geheimdienst weis, er spähe undercover die IRA aus.

Wie weit er wann mit welchen Behörden kooperierte, ist etwas unklar. Insgesamt war er - nur - zehn Jahre in Haft: nach 1980 drei in England und bis 1995 sieben in den USA. Danach schrieb er Krimis, seine Biografie gab den Stoff für einen Spiel- und einen Dokumentarfilm. In seinen letzten Jahren engagierte sich der zweifache Vater weltweit für die Legalisierung von Cannabis - und genoss wohl gelegentlich noch jene patentierte Hanfsorte, die den Namen »Mr. Nice« trägt. vs

Gianroberto Casaleggio

14. 8. 1954 - 12. 4. 2016

Er betreute die bestbesuchte Internetseite Italiens - den Blog von Beppe Grillo - und war doch viel mehr als nur Internetunternehmer. Gianroberto Casaleggio wird gern als »graue Eminenz«, als eigentlicher Ideologe der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) bezeichnet.

So geheimnisumwittert war der Parteimitbegründer aber gar nicht. Er hielt sich im Hintergrund, überließ Beppe Grillo die Show. Die beiden fanden sich im Jahr 2004 bei einem Auftritt des als Komiker berühmt geworden Grillo in der Hafenstadt Livorno. Innerhalb weniger Jahre hatten sie eine basisdemokratische Bewegung aufgebaut, die heute stärkste Oppositionsfraktion im italienischen Parlament ist - und ganz im Politikbetrieb angekommen zu sein scheint.

Mit dem Erfolg von M5S kamen bei Casaleggio Zweifel auf. Sein Motto blieb bis zuletzt: »Ich akzeptiere einen Dolchstoß vom politischen Gegner, nicht aber aus den eigenen Reihen.« Ein Hirntumor zwang ihn nun, die Bühne des Lebens zu verlassen. Die Zukunft von Casaleggios politischem Erbe steht in den Sternen. kah

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