Krüger: AfD-Aufstieg im Osten auch DDR-Erbe
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung: Zivilgesellschaft sei in Ostdeutschland »nach wie vor meist unterentwickelt« / Rechtsaußen-Partei steht in Umfrage bei zehn Prozent
Berlin. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, führt den Aufstieg der Rechtsaußen-Partei AfD in Sachsen-Anhalt auch auf die Verhältnisse in der DDR zurück. »Die DDR-Diktatur hat ganz sicher ihre Spuren hinterlassen, wir haben es noch immer mit gesellschaftlichen Spätfolgen des raschen und vollständigen Systemwechsels zu tun«, sagte er der »Mitteldeutschen Zeitung«. Eine an freiheitlichen Werten orientierte Zivilgesellschaft sei in Ostdeutschland »nach wie vor meist unterentwickelt«.
Wegen des Wegzuges von Menschen, die woanders nach Arbeit suchten, blieben gerade in einigen ländlichen Regionen eher bildungserfolglose Bewohner zurück. Dies seien vor allem junge Männer, die dann von rechten Organisationen »aufgesammelt« werden könnten, wie es in einer Vorabmeldung der Zeitung heißt. »Daran knüpft die AfD an«, so Krüger. Er kritisierte zudem einen Mangel an politischer Bildung in Schulen besonders in Sachsen. »Gerade Sachsen hat da einen erheblichen Nachholbedarf«, sagte er mit Blick auf eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung. »Man darf nicht nur auf Naturwissenschaften und Sprachen setzen.«
Derweil kommt die AfD in einer bundesweiten Umfrage auf zehn Prozent. Das ist ein Punkt weniger als in der Vorwoche, wie Forsa für die Illustrierte »Stern« und den Sender RTL berechnet hat. Die FDP erreicht mit 8 Prozent den höchsten Wert seit Mai 2010. Die SPD steht bei 22 Prozent, die Unionsparteien kommen auf 33 Prozent. Die Grünen erreichen wie in der Vorwoche 13 Prozent, die Linke bleibt weiterhin bei 9 Prozent. Auf die sonstigen kleinen Parteien entfallen zusammen 5 Prozent. Der Anteil der Nichtwähler und Unentschlossenen beträgt 28 Prozent.
»Vom eher schwachen Abschneiden der Union profitiert nun, wie auch schon 2009, die FDP«, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner. Fast die Hälfte der heutigen FDP-Anhänger - nämlich 48 Prozent - habe 2013 noch CDU oder CSU gewählt. »Damit stärken die meisten Abwanderer, die heute nicht mehr der Union ihre Stimme geben wollen, in erster Linie die Freien Demokraten und nicht die AfD.« Agenturen/nd
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