Der Traum vom Paradies für Radler

Experten drängen Koalition in Schwerin zum Handeln

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Rostock. Mecklenburg-Vorpommern will bis 2018 gute Bedingungen für Radwanderer schaffen und so neue Touristen anlocken. Dafür soll das Radwegenetz ausgebaut werden, außerdem muss die Beschilderung der Wege verbessert und Service für die Radfahrer entlang der Strecken geschaffen werden.

Zum Erreichen dieses Ziels sei eine gemeinsame Kraftanstrengung von Verbänden, Kommunen, Kreisen und der Landesregierung notwendig, sagte der Präsident des Landestourismusverbands, Jürgen Seidel, am Dienstag bei einer Konferenz zu den Perspektiven des Radtourismus in Mecklenburg-Vorpommern. Der Tourismusverband und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) forderten deshalb eine ressortübergreifende Radverkehrskonzeption.

Dabei sahen die Konferenzteilnehmer insbesondere die SPD/CDU-Landesregierung in der Pflicht. Solange die Ministerien Wirtschaft, Verkehr und Agrarwirtschaft in diesem Punkt nicht zusammenarbeiteten, solange sei die notwendige Weiterentwicklung schwierig. »Wenn die Kompetenz, die an vielen Stellen vorhanden ist, zusammengeführt wird, braucht man das Rad nicht noch mal zu erfinden«, sagte Martin Elshoff, Vizechef des ADFC-MV.

Hintergrund der Forderung ist, dass das Land bei der letzten ADFC-Analyse von Platz drei auf Platz sieben der beliebtesten Radreiseregionen abrutschte. »Wir kämpfen darum, das Niveau zu sichern, das Ranking nehmen wir sehr ernst«, betonte Seidel. Dabei müssten die Interessen der Einheimischen und der Gäste zusammengebracht werden. Der Radwegebau sei keine Frage des Geldes. »An der Förderung ist der Bau eines Radweges noch nie gescheitert.« Aber die Kommunen müssten Eigenmittel mitbringen und seien für die Pflege zuständig. Vor allem auf Kreisebene gebe es dabei noch viel Gesprächsbedarf.

Landesweit gibt es bei den Radfernwegen einen Neubaubedarf von 55,6 Kilometer, beim Ostseeradweg sind es 37 Kilometer, sagte der Sprecher des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf. Pro Kilometer Neubau seien bis zu 190 000 Euro notwendig. Die Unterhaltskosten pro Kilometer lägen bei rund 700 Euro pro Jahr.

Der Radtourismus müsse mehr als bisher als Wirtschaftsfaktor begriffen werden, sagte Martin Elshoff vom ADFC. Ein Radtourist gebe genauso viel Geld aus wie ein Autofahrer. Aber noch immer gebe es Wege, bei denen die Beschilderung schlicht katastrophal sei. Die Folge seien schlechte Bewertungen.

Für Mathias Feige vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr in Berlin gibt es mehrere Punkte, die nun auf den Weg gebracht werden sollten. Das Land müsse sich bei der Infrastruktur auf die wirklich wichtigen Routen konzentrieren. Außerdem sei das gastronomische Angebot an diesen Strecken ausbaubar. »Radfahren an der frischen Luft macht hungrig«, sagte Feige. Das Land müsse außerdem mehr an die Bedürfnisse der Fahrer von E-Bikes denken. Dies sei auch wichtig, da die sogenannte Babyboomer-Generation langsam in das Alter komme, in dem Elektro-Fahrräder attraktiv seien.

Auch in den Regionen könnte der Radtourismus unterstützt werden, sagte Feige. So könnten die Fahrradverleiher kooperieren, damit die Räder auch an anderen Stellen abgegeben werden können. Der öffentliche Nahverkehr könnte Mitnahmesysteme bereitstellen. Problemlos könnten auch auf die Region bezogene Apps für Smartphones entwickelt werden. dpa/nd

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