Krise mit Ansage
Jürgen Amendt hält das Ganztagsschulprogramm für gescheitert
Das deutsche Schulsystem steht vor einer besonderen Herausforderung. Unter den knapp eine Million Flüchtlingen, die im vergangenen Jahr nach Deutschland zuwanderten, sind viele Kinder und Jugendliche. Für sie ausreichend Schulplätze zu schaffen, stellt die Kommunen vor große Probleme. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden vor allem in den Großstädten aufgrund sinkender Schülerzahlen Schulen geschlossen und abgerissen. Doch auch ohne Zuwanderung fehlt es heute vielerorts an Schulen; in vielen Bezirken Berlins etwa steigen die Schülerzahlen schon seit Jahren wieder an.
Die Politik hat darauf viel zu spät reagiert, so dass jetzt hektisch Notlösungen geschaffen werden: Klassenräume werden verkleinert, Spiel- und Bewegungszimmer zu Unterrichtsräumen umfunktioniert, Unterricht in schnell errichteten Containerbauten abgehalten. Unter solchen Voraussetzungen sind Bildungsreformen wie etwa der Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Ganztagsschulen kaum noch umzusetzen. Ganz zu schweigen davon, dass die Lehrkräfte fehlen, um wirkliche Ganztagsschulen zu schaffen, in denen von 8 bis 16 Uhr gelernt und am Nachmittag nicht nur Hausaufgabenbetreuung und Aufsicht angeboten wird.
Das Ganztagsschulprogramm, das vor gut 13 Jahren gestartet wurde, ist bislang gescheitert. Durch die Flüchtlingszuwanderung ist dies nur noch offensichtlicher geworden.
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