Erdogan erntet, was er gesät hat

Martin Ling über den Terroranschlag in Istanbul

Die Türkei kommt nicht zur Ruhe. Zwölf Anschläge in den vergangenen zwölf Monaten. Bekannt hat sich zum Anschlag auf den Flughafen in Istanbul noch niemand und ob sich die Hinweise auf den Islamischen Staat (IS) als Urheber verdichten, ist noch nicht ausgemacht. Klar ist nach dem erneuten Terroranschlag in der Türkei: Präsident Recep Tayyip Erdogan erntet innenpolitisch, was er außenpolitisch gesät hat. Viele Jahre war die Türkei ein sicherer Rückzugsort für den IS, da Erdogan die Bekämpfung gemeinsamer Feinde - ob Kurden oder Syriens Präsident Assad - weit wichtiger war als einen Beitrag zur Stabilität im Nahen Osten zu leisten.

Lange Zeit hat Erdogan beste Beziehungen mit radikalislamischen Organisationen gepflegt, neben dem IS auch mit den Muslimbrüdern und der Hamas. Sein taktisch bedingter außenpolitischer Kurswandel, der sich gerade in der Versöhnung mit Russlands Präsident Putin ausdrückt, kommt bei den alten ideologischen Freunden nicht gut an. Der IS hat das Potenzial, die Türkei zu destabilisieren. Der Anschlag von Istanbul passte in dieses Muster.

Die Solidarisierungen aus aller Welt à la Frank-Walter Steinmeier »Wir stehen an der Seite der Türkei« haben einen bitteren Nachgeschmack. Ob Berlin, London oder Washington: Beim Krieg gegen die Kurden fällt dem NATO-Bündnispartner keiner in den Arm. Terror und Gegenterror sind die logischen Folgen, wer auch immer hinter welchem Anschlag jeweils steckt.

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