Kampf um die »Seele« von Labour: Eagle gegen Corbyn

Abgeordnete und Ex-Schattenministerin will offenbar gegen linken Parteichef antreten / Lokale Labour-Vorsitzende und Gewerkschaften unterstützen Corbyn: Fraktion lebt »in eigener kleinen Blase«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. In der britischen Labour-Partei geht der Kampf um die Führung und den Kurs weiter. Wie britische Medien berichten, will die Abgeordnete Angela Eagle am Donnerstag ihre Kandidatur für den Posten ankündigen. Mit ausreichender Unterstützung aus der Fraktion könnte sie damit Parteichef Jeremy Corbyn zwingen, sich Neuwahlen zu stellen. Seit Tagen wird aus den Reihen des Establishments der Partei und vom rechten Flügel versucht, den linken Parteichef zum Rückzug zu drängen. Innerhalb weniger Tage trat mehr als die Hälfte seiner Schattenminister zurück. Am Dienstag stimmte eine klare Mehrheit der Labour-Abgeordneten in einem Misstrauensvotum gegen ihn. Vorgeworfen wird Corbyn Führungsschwäche und mangelnder Einsatz im Brexit-Wahlkampf für den Verbleib in der EU. Der linke Labour-Flügel weist das zurück und spricht von einem lange geplanten Versuch, Corbyn zu stürzen.

Eagle ist eine der PolitikerInnen, die aus Corbyns Schattenkabinett nach dem Brexit-Votum austraten. Laut der BBC soll sie die Unterstützung von 51 Abgeordneten haben, dies reiche aus, um Neuwahlen an der Parteispitze zur erzwingen. Corbyn sagte, es sei zwar nicht jeder mit ihm einverstanden, er werde aber weitermachen. Aus dem Umfeld des Labourchefs hieß es, die gegen ihn agierenden Abgeordneten würden Methoden des Mobbing anwenden.

Die BBC hat bei einer Umfrage unter 50 lokalen Labour-Führern, die Corbyn bei seiner Wahl im Spätsommer vergangenen Jahres unterstützt hatten, ermittelt, dass 45 von ihnen den Parteichef erneut unterstützen würden. Einer von ihnen wird mit den Worten zitiert, die Fraktion lebe »in ihrer eigenen kleinen Blase«, dort gebe es einen »völligen Mangel an Demokratie«. Auch seien die Vorwürfe gegen Corbyn unehrlich – »dies ist ein Kampf um die Seele der Partei«, so der Labour-Politiker.

Unterstützung hat Corbyn auch weiterhin bei Gewerkschaften. Eine Reihe von prominenten Vorsitzenden stellte sich inzwischen vor den Labourchef und erklärten, der Vorsitzende habe ein »klares Mandat«, Neuwahlen um die Parteiführung seien eine »unnötige Ablenkung«.

Corbyn war erst von der Parteibasis mit überwältigender Mehrheit ins Amt gewählt. Obwohl er mittlerweile in der Fraktion kaum noch Rückhalt hat, will der 67-Jährige bei einer Neuwahl wieder kandidieren. Sollte er bei einer erneuten Ur-Wahl wieder gewinnen, droht der Labour-Partei die Spaltung, glauben Beobachter. Agenturen/nd

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