Werbung

Marxistischer Philosoph Robert Steigerwald gestorben

Chefideologe der KPD saß fünfeinhalb Jahre wegen »Staatsgefährdung« in BRD-Einzelhaft

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Philosoph Robert Steigerwald ist am 30. Juni im Alter von 91 Jahren in Eschborn gestorben. Die Zeitung »Junge Welt« nannte ihn einen »der bekanntesten marxistischen Theoretiker und Politiker in Deutschland.«

Während seines gesamten Lebens hatte sich Steigerwald in linken Parteien und Vereinigungen engagiert. So war er Mitbegründer und Vorsitzender der SPD-nahen Jugendorganisation »Die Falken« und von 1945 bis 1948 SPD-Funktionär. Den kurze Zeit später erfolgten Wechsel zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) musste er mit einer Kündigung bezahlen: Der Hessische Rundfunk hatte ihn aufgrund seiner politischen Tätigkeit als Jugendredakteur entlassen. Steigerwald entschloss sich in der Folge zu einem zweijährigen Studium an der SED-Parteihochschule in Berlin, wo er danach als Lehrer für Philosophie arbeitete.

1951 kehrte er in die Bundesrepublik zurück und war dort für die »Sozialdemokratische Aktion« (SDA) tätig, eine von der KPD finanzierten Auffangorganisation für linke Politiker. Nach dem Verbot der SDA als »kommunistische Tarnorganisation« wurde Steigerwald wegen »Staatsgefährdung« zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Insgesamt musste der Absolvent der Geschichte, Germanistik und Philosophie fünfeinhalb Jahre in Einzelhaft verbringen.

Nach seiner Entlassung arbeitete Steigerwald im illegalen Zentralkomitee der 1956 verbotenen KPD und promovierte zu Marcuse. In der 1968 neugegründeten Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) gehörte er dann dem Parteivorstand an und war Leiter des »Referats Theorie und marxistische Bildung«. In den folgenden Jahren war er seiner Rolle als Parteiideologe und Philosoph als Vorsitzender der »Vereinigung marxistischer Bildungsgemeinschaften« und Chefredakteur der »Marxistischen Blätter« nachgegangen.

In fünf Büchern der »blauen Reihe« des Kulturmaschinen Verlages beschäftigte sich Steigerwald mit der Politik der Sowjetunion ebenso wie mit der Hegelschen Dialektik oder dem Werk Schillers. nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.