Perpetuum mobile
Jürgen Amendt über die Folgen der Drittmittelfinanzierung
Die Wirkung von Rankings im Hochschulsystem kann man nicht verstehen, ohne auf den fragwürdigen Segen der Drittmittelfinanzierung hinzuweisen. Drittmittel sind Gelder, die Hochschulen aus Stiftungen und der Wirtschaft erhalten. Ihr Anteil an den Uni-Etats beträgt in Deutschland mittlerweile rund 20 Prozent. Hochschulen, die viele Drittmittel einwerben, verschaffen sich damit einen Vorteil gegenüber jenen Einrichtungen, die weniger »fremdes« Geld eintreiben konnten. Wer aber über viele Drittmittel verfügt, kann sich etwas leisten: z.B. ein schickes Forschungsprojekt, Hochschullehrer mit gutem Ruf, zusätzliche Labore, Hörsäle, eine bessere Betreuung der Studierenden. Das wiederum lockt Studieninteressierte in größerer Zahl an. Wenn aber die Zahl der Bewerber größer ist als jene der zur Verfügung stehenden Plätze wird das gern als Beleg für die besondere Qualität der betreffenden Hochschule gehalten. Entsprechend hoch rangiert die Hochschule in den jeweiligen »Uni-Hitparaden«.
Es ist eine Art Perpetuum mobile, das die Bildungspolitik durch den Abbau bei der Grundfinanzierung der Hochschulen in Gang gesetzt hat. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Großteil der Drittmittel nach wie vor von staatlicher Seite kommt. Einrichtungen wie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) werden nahezu zu 100 Prozent von Bund und Ländern finanziert. Die Zweiklassengesellschaft im Hochschulwesen ist also politisch gewollt.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.