Barden trotzen der Terrorangst
Nürnberg verstärkt die Sicherheitsmaßnahmen bei bevorstehendem Gratisfestival
Im oberfränkischen Bayreuth waren bei der Eröffnung der Wagner-Festspiele am Montag Straßensperrungen wohl ausreichend, in Nürnberg ist die Aufgabe in puncto Sicherheit für das kommende Wochenende viel schwieriger - und das liegt nicht an seiner Nähe zu Ansbach, wo es am Sonntag zu einem Sprengstoffanschlag gekommen war. Während in Bayreuth Personen- und Taschenkontrollen nur in der Umgebung eines abgelegenen Festspielhauses stattfinden, muss die mittelfränkische Metropole ihre ganze Fußgängerzone - die übrigens die größte Deutschlands sein soll - sichern. Von Freitag bis Sonntag findet dort das Bardentreffen statt, eines der größten Gratisfestivals der Republik. Auf zwei Handvoll kleinen und großen Bühnen treten Gruppen aus aller Welt auf. Bis zu 200 000 Menschen schieben sich an den drei Tagen in einem endlosen Pulk durch die Innenstadt.
Nach dem Terroranschlag in Mittelfrankens Bezirkshauptstadt Ansbach war das Bardentreffen in Frage gestellt worden. Die Bombe des Attentäters war am Einlass zu einem Konzert explodiert, für das er keine Eintrittskarte hatte. Einen Einlass gibt es beim Bardentreffen nicht, eine lückenlose Kontrolle der Gäste ist also unmöglich. Erst am Dienstagnachmittag beschlossen Stadt und Polizei endgültig, dass das Fest stattfindet. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es für Nürnberger Veranstaltungen generell nicht, teilten sie in einer Pressemitteilung mit. Nun werde aber das Sicherheitspersonal verstärkt. »Die Polizei wird ihre Präsenz sowohl an uniformierten als auch an zivilen Kräften deutlich erhöhen«, wird mitgeteilt. »Zudem wird es sporadisch Taschenkontrollen geben.«
»Wir raten, größere Rucksäcke und Taschen zu Hause zu lassen«, sagt Rainer Pirzkall gegenüber »nd«. Der künstlerische Leiter des Bardentreffens berichtet, dass es beim Bühnenaufbau und der restlichen Festivallogistik keine Änderungen gebe. Auf die Frage, ob einige Konzerte als besonders risikobehaftet anzusehen sind, etwa weil die Musikgruppen aus arabischen Ländern kommen, antwortet Pirzkall, dass zwar Künstler aus Marokko und Niger aufträten, dass aber keine besondere Gefährdungslage gesehen werde. Bei dem großen Anschlag von Paris im November 2015 starben die weitaus meisten Menschen beim Konzert einer Band, die als Unterstützerin der israelischen Politik im Palästina-Konflikt gilt.
In ganz Franken stehen traditionelle Volksfeste an. Auch der Oberbürgermeister der mit Nürnberg zusammengewachsenen Großstadt Fürth beriet sich mit der Polizei. Denn auch in Fürth gibt es große Feste in der Innenstadt, die kaum umzäunt oder mit Einlassschleusen gesichert werden können. Das würde den Charakter der Veranstaltungen zu sehr verändern und wäre kaum bezahlbar - etwa beim weitläufigen »Fürth-Festival«, wie die »Fürther Nachrichten« Oberbürgermeister Thomas Jung am Montag zitierten.
Beim Bardentreffen wird Musik aus aller Welt gewürdigt, die regionale Überlieferungen aufnimmt. Das Programm reicht dieses Jahr von den etablierten Liedermachern Wolf Maahn und Funny van Dannen, der das Fest am Freitag eröffnet, über amerikanischen, britischen und irischen Folk bis hin zu Salsa-Stars aus Kolumbien und einer mongolisch-iranischen Band, die den Sound der Seidenstraße mitbringt. Schwerpunkt ist dieses Jahr »der Klang von Inseln rund um den Globus«. Schon am Donnerstag ist auf dem Hauptmarkt das Preisträgerkonzert des von der Nürnberger Oper durchgeführten ersten Gesangswettbewerbs »Die Meistersinger von Nürnberg« zu hören.
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