Nachrufe
João Havelange
8. 5. 1916 - 16. 8. 2016
Am vergangenen Dienstag wehten die brasilianischen Nationalfahnen an allen olympischen Sportstätten in Rio auf Halbmast. Jean-Marie Faustin Goedefroid de Havelange war im Alter von 100 Jahren verstorben. Der Sohn eines belgischen Einwanderers war ein vielseitiger Olympionike: 1936 in Berlin vertrat er Brasilien als Schwimmer, 16 Jahre später als Wasserballer und er war 48 Jahre lang Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees.
Weltweit bekannt wurde er unter der Kurzform seines Namens, João Havelange, als Fußballfunktionär. Von 1974 bis 1998 war er Präsident des Weltverbandes FIFA. Mit folgendem Satz fasste er selbst seine Arbeit zusammen: »Als ich im FIFA-Hauptquartier ankam, fand ich ein altes Haus vor und ein bisschen Geld in einer Schublade. Als ich 24 Jahre später meinen Posten räumte, besaß die FIFA Verträge und Besitztümer im Wert von mehr als vier Milliarden US-Dollar.« João Havelange ist der Vater des korrupten FIFA-Systems, bereicherte sich nachweislich selbst und ließ andere auf betrügerische Weise reich werden. 2011 kam er dem IOC-Ausschluss mit seinem Rücktritt zuvor, 2013 beendete er auch seine Ehrenpräsidentschaft bei der FIFA. Die Olympische Flagge wehte am vergangenen Dienstag zu Recht nicht auf Halbmast. alu
Stefan Henze
3. 5. 1981 – 15. 8. 2016
Die Nachricht ging an keinem deutschen Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro spurlos vorbei: Kanutrainer Stefan Henze erlag drei Tage nach seinem Verkehrsunfall mit einem Taxi in Rio seinen schweren Kopfverletzungen. Auf Bitten des Deutschen Olympischen Sportbundes wurden am vergangenen Dienstag alle deutschen Fahnen in der Stadt auf Halbmast gesetzt.
Seinen größten Erfolg als Aktiver hatte Henze 2004 bei den Spielen von Athen erzielt, als er zusammen mit Marcus Becker Slalom-Silber im Canadier-Zweier gewann. Ein Jahr zuvor waren beide zum WM-Titel gepaddelt. Nach der verpassten Qualifikation für London 2012 beendete er seine Karriere, schloss sein Sportstudium ab und wurde Bundestrainer.
Dem Organspender wurden Herz, Leber und beide Nieren entnommen. Rios Gesundheitsbehörde zufolge retteten sie vier schwer kranken Patienten das Leben. Der 35-jährige Hallenser verstarb im Kreise seiner Familie, die aus Deutschland eingeflogen war. Sie ließ verlauten: »Wir wissen: Stefans eigene olympische Gedanken leben in vielen Menschen weiter.« ais
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