LINKE fordert von Regierung Aufklärung über Cyber-Attacke
Verfassungsschutz warnte Parteien vor »größer angelegten« Spionage-Attacke / Regierungsexperten gehen laut »SZ« von russischer Attacke aus
Berlin. Die LINKE fordert von der Bundesregierung umfassende Aufklärung über den neuen Cyber-Angriff auf Parteien und Bundestagsfraktionen. Parteichef Bernd Riexinger sagte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP: »Die Datenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) müssen alle betroffenen Parteien weiter über mögliche Gefahren informieren.«
Zuvor war bekannt geworden, dass unter anderem die Linkspartei vermutlich Opfer eines so genannten Spear-Phishing-Angriffs im Internet geworden war. Die Attacken »mit mutmaßlich nachrichtendienstlichem Hintergrund« ereigneten sich am 15. August und am 24. August, wie aus einem AFP vorliegenden Schreiben des Bundesverfassungsschutzes an die Linkspartei hervorgeht. Darin ist von einem »größer angelegten Angriff« die Rede.
Bei Spear-Phishing handelt es sich um Angriffe auf Organisationen, die darauf abzielen, Zugriff auf vertrauliche Daten zu erhalten. Damit sollen zum Beispiel Geschäftsgeheimnisse oder militärische Informationen abgeschöpft werden.
Als Absender fungierte dem Schreiben zufolge jeweils die E-Mail-Adresse »heinrich.kammer@hq.nato.int«. In einem an verschiedene Empfänger verschickten Link wurden demnach scheinbar Informationen zum Erdbeben in Italien und dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei angeboten. Eine Infiltration der betroffenen Netze könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es in dem Verfassungsschutz-Schreiben weiter.
Über den Cyber-Angriff hatten »Süddeutsche Zeitung«, NDR und WDR bereits am Dienstag berichtet. Demnach waren auch Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht, die Junge Union oder die CDU im Saarland betroffen. Der Cyber-Angriff fiel demnach der Nato und dem Bundesnachrichtendienst (BND) auf, sie warnten auch das Abwehrzentrum des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).
Dessen Präsident Arne Schönbohm lud dann Fraktionen und Parteien »aus aktuellem Anlass« für den 9. September zu einer Informationsveranstaltung ein. Thema war die »aktuelle Welle von Cyber-Angriffen auf die politischen Parteien in Deutschland« und mögliche Schutzmaßnahmen, wie aus der AFP vorliegenden Einladung hervorgeht.
Bereits im Mai vergangenen Jahres war ein Spähangriff auf das Computernetz des Bundestages bekannt geworden. Dabei hatten sich die Absender mit einer Adresse, die auf die UNO hinwies, getarnt. Experten vermuten, dass die Urheber des damaligen Angriffs aus Russland stammen. Auch der neue Fall deute nach Ansicht von Regierungsexperten auf russische Hacker hin, berichteten »Süddeutsche«, NDR und WDR. AFP/nd
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