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Die Ausnahmegesellschaft

Uta Bretschneider erinnert an die Umsiedler in der SBZ und DDR

  • Maria Oppenhäuser
  • Lesedauer: 2 Min.

Über vier Millionen Menschen gelangten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus den ehemals von Hitlerdeutschland okkupierten und germanisierten oder auch seit Jahrhunderten deutsch besiedelten Territorien in Osteuropa in die Sowjetische Besatzungszone. Die Aufnahmegesellschaft, auf die diese Flüchtlinge und Vertriebenen trafen, war, wie Uta Bretschneider schreibt, eine »Ausnahmegesellschaft«, die tiefgreifende gesellschaftliche Wandlungen durchlief. An denen die sogenannten Umsiedler einen wesentlichen Anteil hatten. Sie klagten nicht, sondern packten an - beim Wieder- und Neuaufbau des Landes.


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* Uta Bretschneider: Vom Ich zum Wir? Flüchtlinge und Vertriebene als Neubauern in der LPG. Leipziger Universitätsverlag. 586 S., geb., 79 €.


Es wurde ihnen jedoch nicht gebührend gedankt, berichtet die Autorin. Die SED machte sie zu »Menschen ohne Vergangenheit«. Es war für sie ein Tabu, über ihre Herkunft zu sprechen. Die schließliche Integration der »Umsiedler« erfolgte allmählich und unter der - durchaus nicht falschen, auch heute wünschenswerten - Losung »Vom Ich zum Wir«. Staatliche Unterstützung, strukturelle Umbrüche im ländlichen Raum und der Generationenwechsel trugen zum Einleben der »Neubürger« bei - ein Begriff übrigens, der 1946 in Thüringen geprägt worden ist.

Die Autorin informiert über die soziale Herkunft der Flüchtlinge, über erste Unterkünfte, teils in Klostern, über »Stoppeln« und Stehlen als frühe Formen der Alltagsbewältigung, auf oft willkürliche Ortszuweisungen (Das Dorf als »Zufallsheimat«) und natürlich über die Bodenreform: »Junkerland in Bauernhand«. Sie berichtet über »Republikfluchten« und die Kollektivierung, die aus den Neubauern Genossenschaftsbauern machte.

Uta Bretschneider, promovierte Volkskundlerin und Mitarbeiterin am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden, jener Stadt, die sich in den letzten Wochen und Monaten lautstark gegen die neuen Flüchtlinge positionierte, ist für ihren historischen Rückblick zu danken. Die Autorin zeigt, dass Integration möglich ist, auch wenn es anfangs viele Probleme, Missverständnisse und Vorurteile gibt.

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