Megastädte damals und heute

Der Archäologe Damian Evans über historische Vorbilder für Umweltprobleme in Metropolen

  • Lesedauer: 2 Min.

Angkor war eine Megacity. Was können wir aus dem Niedergang der Khmer-Metropole lernen?
Solche Formen der Besiedlung, die in der vorindustriellen Welt relativ ungewöhnlich waren, sind zu den bestimmenden Charakteristika der Urbanität unserer Tage geworden. Durch das Studium von Orten wie Angkor hoffen Forscher zeigen zu können, wie moderne Städte durch ihre Infrastruktur an ihre Grenzen stoßen und so ihre Fähigkeit beeinträchtigen, sich an die Belastungen durch Umwelt und Einwohnerzahl anzupassen. Nach meiner Ansicht kratzen wir aber bei der Frage, welche Informationen uns die Vergangenheit für urbane Zukunft liefern kann, erst an der Oberfläche.

Können asiatische Städte, insbesondere solche wie Phnom Penh oder Rangun, die gerade erst nach langen Jahren der Stagnation und Isolation beginnen sich zu entwickeln, Lehren aus den alten Vorbildern ziehen?
Man sollte keine naiven Parallelen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart ziehen. Heutzutage verfügen wir über ein enormes Instrumentarium von technischen Möglichkeiten, mit dem wir die urbane Nachhaltigkeit angehen können. Zudem haben wir auch ein größeres Verständnis der Umweltprozesse, die sowohl direkt - wie Überschwemmungen als auch indirekt wie zum Beispiel soziale Unruhen als Folge von Naturkatastrophen - zu einer Zunahme von Problemen führen.

Trotzdem ist es, allgemein gesagt, interessant, in der Lage zu sein, Stränge zu identifizieren, die von der Vergangenheit in die Gegenwart reichen. Eine Sache, die wir ganz klar in Angkor sehen, ist das offensichtliche Fehlen eines kohärenten Masterplans. Jeder Herrscher startete riesige Ad-hoc-Programme der urbanen Neuentwicklung. Das führte letztlich zu einer Struktur von Angkor, die schlecht auf die sozialen und Umweltprobleme vorbereitet war, denen sich Angkor zum Schluss gegenüber sah.

Welche Stränge reichen bis in unsere Tage?
Die Archäologie zeigt uns ganz klar, dass Zivilisationen oft nicht einen rationalen oder sinnvollen Kurs einschlagen, auch nicht, wenn sie über Informationen und die erforderlichen finanziellen Mittel verfügen, um entsprechend zu handeln. Im mittelalterlichen Angkor zum Beispiel bestand die Standardreaktion auf das Versagen von Teilen des Wassermanagements nicht etwa darin, aus dem Problem zu lernen und Dinge anders zu machen, sondern die gleiche Sache an einer anderen Stelle neu und größer zu bauen.

Ähnliches zeigt sich heute bei der dürftigen weltweiten Antwort auf das Problem des Klimawandels. Das Versagen beim Lernen aus den Fehlern der Vergangenheit wie auch der fehlgeleitete Glaube an die technische Lösung von Problemen, die von Anfang an durch sorgfältige Planung vermeidbar gewesen wären, sind also keine lokalen Probleme.

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