Schiefe Opferpose
Uwe Kalbe über die Beschwerde der NPD beim Menschengerichtshof
Die NPD hat in Strasbourg keinen Opferausweis erhalten. Die Richter verneinten, dass sie als Partei stigmatisiert sei. Schließlich könne sie ja klagen, was das Gegenteil belege. Nicht jeden, der in der Rechtsstaatlichkeit ein Mittel sieht, auch noch den krudesten und verbrecherischsten Absichten eine Daseinsberechtigung zu verleihen, mag die Begründung befriedigen. Aber nicht zur Debatte stand, ob das Bekenntnis zur Menschenfeindlichkeit im Einzelfall auch nachteilige Folgen haben kann, sondern: Ist die Partei benachteiligt? Die Richter haben es verneint.
Will die NPD und: kann sie den Rechtsstaat gefährden? All ihre Opferposen und Verrenkungen sind tatsächlich von dieser Frage diktiert, die das Bundesverfassungsgericht im Verbotsverfahren der Bundesländer beantworten muss. 2012 wollte sich die Partei in Karlsruhe deshalb gar Verfassungstreue bescheinigen lassen. Die Strategie, Schutz beim Rechtsstaat zu suchen, den man abschaffen will, bringt lauter Absurditäten hervor. Die Beschwerde der Menschenrechtsverweigerungspartei ausgerechnet vor einem Gericht für Menschenrechte. Hoffen einer Partei auf Tolerierung, deren Gründungsbestimmung die Verweigerung von Toleranz ist, unter anderem für Flüchtlinge. Jede Unbedenklichkeitserklärung wäre geradezu bedrohlich. Ja, (auch) die NPD kann dem Rechtsstaat gefährlich werden.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.