Mal über die Wende sprechen

Sachsens Gleichstellungsministerin fordert Aufarbeitung

  • Lesedauer: 2 Min.

Leipzig. Die sächsische SPD will offensiver mit möglichen Fehlern der Nachwendezeit umgehen und Versäumnisse aufarbeiten. Es sei bisher ein politisches Tabuthema gewesen, offen über den sozialen Abstieg vieler Menschen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung zu diskutieren, sagte die Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, am Montag beim Politischen Reformationstag der Landes-SPD in Leipzig. »Darüber reden dürfen und können, das ist der erste Schritt zur Aufarbeitung und Versöhnung mit dem Lebensweg von vielen tausend Sachsen und Ostdeutschen.«

»Die Nachwendezeit muss auf den Tisch. Bei den Menschen zeigt sich, dass ihnen in der Vergangenheit nicht zugehört wurde«, sagte Köpping in der Podiumsdiskussion mit dem Titel »Blühende Landschaften nach der Wende - versprochen und gebrochen?«. Für Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, ist das Zuhören wichtig. Dies sei eine symbolische Anerkennung. »Die darf nicht als Folklore abgetan werden.«

In ihrem Vorstoß sieht Petra Köpping zugleich einen Weg, sich mit den lange angestauten Sorgen der Menschen auseinanderzusetzen, die Pegida und die AfD aufgegriffen hätten. Die Nachwende-Regierungen in Sachsen hätten das Land als Wiege der Friedlichen Revolution verkauft und dabei die Probleme der Bürger in der Öffentlichkeit ausgeblendet. Darin liege eine der wesentlichen Ursachen für die Politikverdrossenheit und die Wut der Bürger sowie Rechtspopulismus in Sachsen und auch den anderen ostdeutschen Bundesländern.

Es gebe kaum eine Familie im Osten Deutschlands, die nicht von Ungerechtigkeit und Demütigung betroffen gewesen sei, erklärte die SPD-Politikerin. Gefühlte und tatsächliche Ungerechtigkeiten in der Zeit nach dem Zusammenbruch der DDR seien maßgeblich mitverantwortlich für das Misstrauen in die Demokratie. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -