Werbung

Brennen muss der Punk, brennen!

  • Lesedauer: 2 Min.

Falls es noch niemand mitbekommen haben sollte: Vor einer Woche jährte sich der Urknall des Punk zum 40. Mal: Am 26. November 1976 erschien die erste Single der Band »Sex Pistols«, die den Titel »Anarchy In The UK« trug. Da kommen bei den Älteren unter uns nostalgische Gefühle auf - und selbstverständlich sind die nicht frei von Ressentiments. Die Jüngeren, so meinen wir, können gar nicht mehr verstehen, dass allein die Kombination der Wörter Anarchy und UK (für Großbritannien) soviel Rebellion ausdrückte, dass die Altvorderen meinten, der Himmel werde ihnen demnächst auf den Kopf fallen.

Später versuchten wir uns dann mit »Anarchie ist machbar, Herr Nachbar« bei den vermeintlichen Spießern einzuschmeicheln. Da war Anarchie und damit auch der Punk schon längst ein Modelabel, das von Vivienne Westwood erfolgreich vermarktet wurde. Westwood war, wie heute in der einschlägigen Literatur nachzulesen ist, für die »schrillen Outfits« der »Sex Pistols«, ja der ganzen »Punk-Bewegung« verantwortlich. Sie war zudem mit dem Manager der »Pistols«, Malcolm McLaren, liiert. Mit diesem zeugte sie einen Sohn, der Joe Corré heißt und sich am 26. November dieses Jahres zu einer besonders drastischen Maßnahme entschloss. Aus Protest gegen die Punk-Nostalgie setzte er auf einem Boot auf der Themse Kleider, Schallplatten und andere Memorabilien, die an die Band seines 2010 verstorbenen Vaters erinnern, in Brand. Punk sei zu einem Museumsstück verkommen, begründete Corré seine Aktion. Vielen gehe es noch um den Marktwert der Stücke, nicht mehr um die rebellische Botschaft der Musik.

Aber Corré weiß auch, dass nur der Marktwert einer Kunst überhaupt noch Aufmerksamkeit im Medienbetrieb erzeugen kann. Also kündigte er die Verbrennung mit dem Hinweis an, die Andenken seien mehrere Millionen Pfund wert. Das war pfiffig, denn sonst wäre ja kein einziger Medienvertreter erschienen. Wenn unsereiner im Garten sein Spielzeug aus den 70ern verbrennt, interessiert das gemeinhin kein Schwein. jam

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.