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Oma Zschäpe

Leo Fischer erklärt, welche Folgen der Tod von Beate Zschäpes Großmutter für den weiteren Verlauf im NSU-Prozess hat

  • Lesedauer: 3 Min.

Wie schön, wenn es zur Weihnachtszeit licht und warm wird in den Herzen: sei es für die Dutzenden, die im Morgennebel aus ihren Wohnungen gezerrt werden, um in klimatisch angenehme Herkunftsländer wie Afghanistan, Sudan oder Mordor abgeschoben zu werden; sei es für die mollig beheizte Redaktionsstube der »Süddeutschen Zeitung«, wo in stillen Nächten das Mitgefühl gepflegt wird wie ein alter Porzellanteller.

Dort wird in der Nachfolge Christi das Mitgefühl auch mit den Verstoßenen der Gesellschaft gepflegt - am Dienstag etwa mit einer beliebten politischen Widerstandskämpferin: »Beate Zschäpe verliert ihre Oma - und damit ihre einzige Vertraute«, heißt es schon in der Überschrift. Neben den beiden früh verlorenen Uwes, so weint da eine Wiebke Ramm, ihrerseits Diplompsychologin, sei die so liebe und nunmehr 93-jährig verstorbene Großmutter »der einzige Mensch, zu dem Zschäpe eine enge emotionale Bindung hatte«.

Dieser Tod könnte für Zschäpe doofer nicht kommen, wie es da weiter heißt: »Für Zschäpe fällt der Tod ihrer geliebten Oma in eine ohnehin schwierige Zeit. Der psychiatrische Sachverständige hat in seinem vorläufigen Gutachten gerade die Sicherungsverwahrung für Zschäpe nahegelegt, sollte das Gericht zu dem Ergebnis kommen, dass sie als Mittäterin Schuld an sämtlichen NSU-Verbrechen trägt.«

Falls man es bis hierher immer noch nicht verstanden hat, wie kostbar die Greisin der Mörderin war, legt die SZ-Gerichtsreporterin nach: »Für Zschäpe wiegt der Verlust ihrer Großmutter schwer. Wiederholt hat sie die Liebe zu ihrer Oma betont. ›Ich hatte und habe zu meiner Oma ein sehr inniges Verhältnis‹, hatte Zschäpe vor einem Jahr dem Gericht über ihren Anwalt mitgeteilt.« Ebenso wie bei ihrer Verhaftung 2011, wo sich Zschäpe laut Ramm als »Omakind« bezeichnet habe; zu besagter Oma (Omama) habe sie überdies »ein sehr herzliches Verhältnis« gehabt. Die alte Dame habe sie in der Kindheit umsorgt, vom Kindergarten abgeholt, »regelmäßig Geld ins Gefängnis überwiesen«.

Auch schade für den Prozess, für welchen die Oma nämlich kriegsentscheidend und geständnisfördernd gewesen wäre: »Sie habe sich vor allem ihrer Oma erklären und sich dadurch entschuldigen wollen.« Wie Deutschlands Ehre mit dieser Oma wankt und steht und schließlich fällt, es ist schon gar zu aufregend. Wohl dem, der in diesen Tagen noch eine Oma hat! Pferde stehlen, Äpfel schälen, Türken quälen - alles fällt leichter mit ihr. Ob Wiebke Ramm beim Abfassen dieses Artikels eine Oma fest an sich drücken durfte? Zu wünschen wäre es ihr.

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