Raus aus dem Elfenbeinturm!

Jürgen Amendt findet, dass »Reallabore« die Wissenschaft voranbringen

  • Lesedauer: 1 Min.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert gab es in den Wissenschaften eigentlich nur drei Disziplinen, die im universitären Diskurs wirklich ernst genommen wurden: die Technik- und Naturwissenschaften (einschließlich der Medizin), die Rechtswissenschaften - und eben die Philosophie. Jedenfalls war das in Deutschland so. Die Philosophie genoss dabei das Privileg, sich so gut wie nicht um die Evidenz ihrer Ergebnisse kümmern zu müssen. Und Naturwissenschaften galten gemäß ihres Selbstbildes ohnehin als wertfrei und politisch neutral.

Nach 1945 änderte sich das in Deutschland Ost wie West schlagartig. Von außen wurden die hiesigen Universitäten reformiert und die Gesellschaftswissenschaften, allen voran die Soziologie und Politologie, zogen als eigenständige Disziplinen ein. Ihr Problem bestand aber von Anfang an darin, dass der Gegenstand ihrer Forschungen - die Gesellschaft - keine Laborbedingungen kennt und somit experimentelle Wissenschaft, die für exakte Ergebnisse nötig ist, nicht existiert.

Mit den »Reallaboren« wird aus dieser Not eine Tugend gemacht. Zudem verhindern diese Projekte eine Forschung, die nur im Elfenbeinturm stattfindet. Letztlich verhelfen die »Reallabore« den Universitäten auch zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz, da sie den Bürgern zeigen, was mit ihren Steuergeldern finanziert wird.

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