Zehntausende sagen Nein zum Patriarchat
Von Madrid bis New York und Montevideo: Weltweit Proteste für Frauenrechte und gegen Gewalt am Internationalen Frauentag
Madrid. Weltweit haben Frauen am Internationalen Frauentag für mehr Rechte, gegen Gewalt und Diskriminierung demonstriert. Die größten Demonstrationen mit zehntausenden Teilnehmerinnen fanden am Mittwoch in Madrid und zahlreichen lateinamerikanischen Städten statt. In Istanbul marschierten rund 10.000 Demonstrantinnen durch die Innenstadt. In New York und weiteren US-Städten richteten sich die Proteste vor allem gegen US-Präsident Donald Trump.
In Europa war Madrid die Protesthauptstadt: Dort versammelten sich mindestens 40.000 Demonstranten vor dem Rathaus, bevor sie zur Plaza de España zogen. Auf Transparenten und Schildern waren immer wieder das Wort »Gerechtigkeit« und Slogans wie »Wir sind nicht alle hier« und »Wenn du nicht schweigst, bist du nicht mehr schön« zu lesen. Ähnliche Protestmärsche gab es in Barcelona, Alicante, Valencia, Granada und Bilbao sowie zahlreichen weiteren europäischen Städten.
In der Istiklal-Straße in Istanbul versammelten sich mehr als 10.000 zumeist weibliche Demonstranten, um Gewalt gegen Frauen anzuprangern. Sie wandten sich auch gegen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und riefen »Tayyip, Tayyip, renn, renn, wir kommen«.
Einige Demonstranten trugen Schilder mit der Aufschrift »Nein«. Damit wandten sie sich gegen Erdogans Pläne für eine Verfassungsreform, die ihn mit weitreichenden Befugnissen ausstatten soll. Über das Vorhaben wird am 16. April in einem Referendum abgestimmt.
In Ankara fand ebenfalls eine Frauen-Demo statt. Auch hier wurden »Nein«-Schilder in die Höhe gehalten. Im südosttürkischen Diyarbakir demonstrierten mehrere hundert Frauen. In der Türkei werden jedes Jahr hunderte Frauen ermordet, viele von ihren Ehemännern.
In New York kamen zwischen 3000 und 5000 Menschen zusammen. Eine Kundgebung fand in der Nähe des Trump Towers statt, wo US-Präsident Trump ein privates Apartment hat. Rund 2000 vorwiegend weibliche Demonstranten versammelten sich in Los Angeles
Mehrere hundert kamen am Weißen Haus in Washington zusammen. Dort trugen viele Frauen rosarfarbene »Pussy Hüte«, als ironische Anspielung auf die Prahlereien des Immobilienmoguls mit sexuellen Übergriffen. »pussy« bezeichnet nicht nur eine Katze, sondern vulgärsprachlich auch das weibliche Geschlechtsteil.
Trump hatte als Kandidat unter anderem über eigene sexuelle Übergriffe auf Frauen berichtet. Er löste zudem große Befürchtungen aus, weil er versuchen könnte, Gleichberechtigung und Frauenrechte aus ideologischen Gründen zu unterminieren. Als eine seiner ersten Amtshandlungen ließ er per Erlass Finanzhilfen der USA für internationale Nichtregierungsorganisationen stoppen, die Schwangerschaftsabbrüche unterstützen.
Kurz nach seiner Amtseinführung hatten sich im Januar hunderttausende Frauen und ihre Unterstützer in der US-Hauptstadt Washington zum »Women's March« versammelt. In zahlreichen anderen Städten weltweit gab es parallel dazu sogenannte Schwestermärsche. Damals tauchten auch erstmals die »pussy hats« als Protestsymbol auf.
In der uruguayischen Hauptstadt Montevideo kamen am Weltfrauentag mehrere zehntausend Demonstrantinnen zusammen. Das lateinamerikanische Land erlebte zuletzt nach amtlichen Angaben eine Zunahme häuslicher Gewalt gegen Frauen. In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich tausende Frauen auf der berühmten Plaza de Mayo beim Regierungssitz, um mehr Gleichberechtigung zu fordern. Auch in Mexiko, Chile und weiteren lateinamerikanischen Ländern wurde demonstriert.
Im brasilianischen Rio de Janeiro wurde der Flughafen Antonio Carlos Jobim symbolisch für zehn Tage nach der Frauenrechtsaktivistin Maria da Penha umbenannt. Frauenproteste gab es auch in vielen anderen Städten weltweit, darunter im indischen Neu Delhi und in Dhaka in Bangladesch, wo Opfer von Säureattacken bei einer Modenschau über den Laufsteg liefen.
In Moskau wurden am Internationalen Frauentag mehrere Feministinnen bei einer Protestaktion am Kreml festgenommen. Die Frauen hatten ein Transparent mit der Aufschrift »Männer sind seit 200 Jahren an der Macht, nieder mit ihnen« und Rauchfackeln hochgehalten.
Auch in Berlin protestierten mehrere tausend Menschen für Frauenrechte. Die Demonstration zog dabeidurch Kreuzberg. Auf Banner war unter anderem die Forderung »All power to the women« (»Alle Macht den Frauen«). Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.