Krebslüge wird teuer
Australierin sammelt Geld für erfundene Krankheiten
Eine junge Frau, hübsch mit langen blonden Haaren, ein Sohn. Dass so jemand an einem Gehirntumor erkrankte, das brach Menschen weltweit das Herz. Doch Belle Gibson besiegte die Krankheit - mit Hilfe ihrer gesunden Lebensweise und alternativer Medizin. Die Geschichte ging um die Welt, sie machte unzähligen Krebspatienten Hoffnung, die ihre Ideen als App und Buch kauften.
Nur leider waren ihre schillernden Erzählungen komplett erlogen. Weder hatte die Australierin jemals an Krebs gelitten, noch hatte sie ihre vermeintlichen Krankheiten selbst geheilt. Mit ihren Behauptungen habe sie die Öffentlichkeit »bewusst irregeführt« und damit gegen das Verbrauchergesetz verstoßen, urteilte nun ein australisches Gericht. Obwohl die Richterin noch kein Strafmaß festlegte, spekulierten Medien, dass die Verurteilung die 25-Jährige teuer zu stehen kommen könnte. Um eine Million Australische Dollar (710 000 Euro) könnte sie die Schwindelei im Internet kosten.
Lügen im Netz sind zwar keine Seltenheit, doch Gibson hatte diese auf professionelles Niveau gehoben. Als die junge Frau 20 war, soll sie nach eigenen Aussagen mit einem Gehirntumor diagnostiziert worden sein. Vier Monate habe sie noch zu leben gehabt, bloggte Gibson. Sie schrieb über ihre Radio- und Chemotherapie, Behandlungen, die sie nach acht Wochen über den Haufen geworfen haben will, um auf alternative Methoden umzuschwenken. Das Wunder geschah: Gibson überlebte ihre so hoffnungslose Diagnose.
Frauenzeitschriften stürzten sich auf die Australierin: »Elle« ernannte sie zur »inspirierendsten Frau des Jahres«, »Cosmopolitan« applaudierte ihr und »Penguin« veröffentlichte ein Kochbuch mit ihren gesunden Rezepten.
Vor zwei Jahren fing die Geschichte an zu bröckeln. Plötzlich behauptete sie, der Krebs sei zurück: Inzwischen sitze er in Milz, Leber, Blut und im Unterleib. Eine einstige Bekannte schrieb an die Medien: »Ich kenne Belle seit ihrer Kindheit (und bin mit ihrer Mutter befreundet) und sie hat schon immer ein Problem gehabt und Geschichten einfach so erfunden.«
Dann kam heraus: Die Geschichte war komplett erlogen. In einem Interview für die Zeitschrift »Australian Women’s Weekly« gestand die Frau, die Krankheiten erfunden zu haben. Sie gab zu, Probleme dabei zu haben, zu erkennen, was sie zu wissen glaube und was Realität sei. Vermutlich leidet sie am Münchhausensyndrom im Internet, eine Störung, die psychiatrische Behandlung erfordert. Dafür spricht, dass Medien sie trotz ihres Gerichtstermins am Mittwoch vor Tagen ertappt haben, wie sie eine Form des Heilfastens im Internet anpries, mit der sie nicht nur Löcher in ihren Zähnen geheilt habe, sondern auch einen Wurmparasiten losgeworden sei.
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